Georg Hoffmann, Nachhaltigkeitsmanager bei Ritter Sport, und Jan Fockele, der die Kommunikation der ForestFinance Gruppe verantwortet, engagieren sich in der Initiative „Biodiversity in Good Company“. ForestFinance ist seit vielen Jahren Mitglied der Initiative, erstellt gemäß deren Richtlinien alle zwei Jahre einen Biodiversitäts-Fortschrittsbericht und unterstützt die Arbeit auch inhaltlich. Im Kundenmagazin „Green Luxury“ von Pharmos Natur, ebenfalls Mitglied des Netzwerks, erklären sie, welche Bedeutung die Organisation aktuell hat und in Zukunft haben wird.
Warum ist Biodiversity in Good Company einzigartig?
JAN: „Biodiversity in Good Company“ war zur Gründung vor über zehn Jahren in Deutschland die einzige Initiative, die sich überhaupt mit der Frage von Biodiversität im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Aktivität beschäftigt hat. Hier haben sich die Unternehmen versammelt, die versucht haben, das wirtschaftliche Interesse mit dem notwendigen Schutz von Natur und Biodiversität zu verbinden. Eine Mitgliedschaft war damals bereits ein klares Statement, Erfolg nicht auf Kosten der Natur zu erzielen.
GEORG: Und schon damals haben alle Mitglieder diese Haltung mit der Unterzeichnung des Leadership Commitment zum Ausdruck gebracht. Und neben dieser Verpflichtung veröffentlichen alle Mitglieder alle zwei Jahre den Biodiversitäts-Fortschrittsbericht, der die Entwicklung innerhalb der Unternehmen dokumentiert. Das war 2011 noch Pionierarbeit für die Teilnehmer. Und auch wenn es heute ein besseres Verständnis für die Themen Natur, Klima, Biodiversität gibt, hat sich an der Relevanz der Initiative und den Anliegen nichts geändert. Denn noch immer sehen wir, dass viel zu oft der wirtschaftliche Erfolg auf Kosten der Natur geht. Insofern sind die Themen der Initiative heute nicht weniger relevant als damals.
“ … auch wenn es heute ein besseres Verständnis für die Themen Natur, Klima, Biodiversität gibt, hat sich an der Relevanz der Initiative und den Anliegen nichts geändert. Denn noch immer sehen wir, dass viel zu oft der wirtschaftliche Erfolg auf Kosten der Natur geht.“
Georg Hoffmann
Haltung zeigen: Was bringt die Vision 2030?
JAN: Die neue Vision wurde notwendig, weil sich die Initiative in den vergangenen Jahren gewandelt hat. Nach zehn Jahren haben sich die Mitglieder in ihren Unternehmen engagiert und haben auch gute Erfolge erzielt. Vor allem im Umgang miteinander haben die Mitglieder voneinander profitiert. Der Vorstand spricht gern von der fachlichen Flughöhe, die unsere Treffen und Dialoge ausmachen. Jeder von uns kennt die Probleme des Alltags, und so kommt ein sehr leistungsorientierter Austausch zustande. Es ist nach zehn Jahren jetzt notwendig, eine noch viel größere Menge an Unternehmen von unseren Vorteilen zu überzeugen, um so mehr Breite zu bekommen. Wir möchten von der Politik gehört und befragt werden. Dafür ist Relevanz notwendig, die wir unter anderem durch Zuwachs an Mitgliedern erreichen wollen.
GEORG: Wir wollen mehr noch als bisher erreichen, dass die Unternehmen, die sich Gedanken um ihren Einfluss auf die Natur und Biodiversität machen, die auf Erträge deswegen verzichten oder mehr investieren, um ein Biodiversität schützendes Produkt zu vermarkten, keinen wirtschaftlichen Nachteil erfahren. Es ist doch nach wie vor ein Skandal, dass diejenigen, die rücksichtslos Naturleistungen in Anspruch nehmen und sich nicht um die Konsequenzen kümmern, wirtschaftlich bessergestellt sind. Naturschützendes, verantwortungsvolles Handeln muss vorteilhaft sein. Mit diesem Ziel sind wir mit der Politik eins, jetzt braucht es Rahmenbedingungen für unsere bestehenden und zukünftigen Mitglieder, die das schützende Wirtschaften unterstützen und fördern.
„Wir möchten Einfluss nehmen auf Politik und Gesetzgebung, möchten durch unsere praktischen Erfahrungen aus den Mitgliedsunternehmen bei Vorhaben helfen und Ergebnisse voranbringen.“
Jan Fockele
Netzwerke stärken: Wie groß ist die Unterstützung aus der Politik?
JAN: Nach zehn Jahren stellen wir fest, dass die Wahrnehmung immer größer geworden ist. Immer häufiger werden Mitglieder der Initiative zu Podiumsdiskussionen eingeladen oder zum Bundespräsidenten für einordnende Gespräche. Das allein reicht aber nicht. Wir möchten Einfluss nehmen auf Politik und Gesetzgebung, möchten durch unsere praktischen Erfahrungen aus den Mitgliedsunternehmen bei Vorhaben helfen und Ergebnisse voranbringen. Und unsere Rolle zwischen den beiden Ministerien für Umwelt und Wirtschaft gibt es vermutlich keine besseren Interessensmoderatoren als uns.
GEORG: Die Politik muss unseren Verein und seine Mitglieder noch viel stärker wahrnehmen und bei der täglichen Arbeit berücksichtigen. Bei uns sind die Unternehmen versammelt und engagiert, die sich seit Jahren durch Handlung und Umsetzung dafür einsetzen, dass wirtschaftlicher Erfolg möglich ist, ohne die Natur auszubeuten und Biodiversität zu zerstören. Unsere neue Bundesregierung hat jetzt ein Klima- und Wirtschaftsministerium hervorgebracht. Wer, wenn nicht wir, kann dafür aus der Praxis wertvollere Impulse geben.
Was muss jeder Einzelne umsetzen? Was können Unternehmen tun?
JAN: Zu glauben, dass der Markt es schon richten wird und sich die Verbraucher am Ende alle naturschützend entscheiden werden, ist eine Utopie. Es ist doch ein Irrsinn, dass heutzutage immer noch die Argumentation gilt, dass „bio“ ja auch teurer sein müsste. Es wäre viel logischer, wenn „bio“ zum Standard würde und alle anderen Methoden für die schädigenden Effekte teurer. Momentan wird allzu oft der „billige“ Anbieter belohnt. Und natürlich kauft der Verbraucher zunächst einmal reflexartig bei dem günstigen Anbieter. Viele Verbraucher:innen haben ja auch keine Wahl, wenn das monatliche Einkommen zum Leben kaum reicht.
GEORG: Genau da brauchen wir einen Paradigmenwechsel. Wer belastete Produkte auf den Markt bringt und dabei die Natur schädigt, muss für diese Schäden aufkommen. Dann erledigt sich das ganz schnell. Weniger belastete Produkte, die auch noch gesünder sind, müssten das Ziel der Politik werden. Genau diese Haltung müssen wir in Deutschland und Europa erzeugen. Und dazu möchten wir als Biodiversitätsinitiative einen Beitrag leisten. Alle wissen, dass es zu diesem Weg keine Alternative gibt. Mit unserer Hilfe kann Politik die richtigen Maßnahmen auf den Weg bringen.
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