Wie mit GreenAcacia aus Rinderweiden Wälder werden

Foto: ForestFinance
Foto: ForestFinance

Die weiten, einsamen Ebenen der Llanos Orientales erstrecken sich über eine Fläche, größer als Deutschland – mehr als 375.000 Quadratkilometer savannenartige, oft menschenleere Landschaften mit scheinbar endlosem Horizont. Andres Cadavid, ForestFinance-Projektleiter in Kolumbien, durchquert sie bei seinen Besuchen der GreenAcacia-Flächen und beschreibt seine Arbeit auf der Akazien-Finca.

 

Andres Cadavid besucht als Projektleiter Kolumbien regelmäßig die ForestFinance-Finca La Paz in Kolumbien.

Kaum vorstellbar, dass in dieser schier unendlichen savannenhaften Landschaft die beiden größten Flüsse der Region, Meta und Orinoco, zuhause sind. An dem Punkt, an dem die beiden aufeinandertreffen, befindet sich die Provinzhauptstadt der Region Vichada, Puerto Carreño. Die kleine Stadt mit rund 15.000 Einwohnern ist Ausgangspunkt für Touristen und Wissenschaftler, die auf den Spuren Alexander von Humboldts Flora und Fauna erkunden wollen oder auf der Suche nach dem seltenen rosa Amazonasdelfin sind. Auch für den Besuch der ForestFinance-Finca La Paz ist Puerto Carreño der richtige Ausgangspunkt. Von hier sind es noch gut 90 Kilometer bis zu unserem Akazienprojekt.

Ich statte als Projektleiter GreenAcacia in Kolumbien der Finca regelmäßig Besuche ab und bespreche mit der Forstingenieurin und dem Forstdienstleister die Monitoring-Daten zum Wachstum der Bäume und lasse mich über die nächsten Schritte und Arbeiten informieren: die Vorbereitung des Bodens für Pflanzungen, die Instandhaltung der Wege und Feuerschneisen, die Schädlingskontrolle, die Qualität der Setzlinge, die in der eigenen Baumschule gezogen werden, über die Holzqualität und über die Versuchsflächen. Auf denen führen wir Experimente mit einheimischen Baumarten und unterschiedlichen Pflanzmustern durch, testen alternative Düngemittel und verschiedene Techniken zur Lockerung und Vorbereitung des Bodens. Dafür pflanzen wir Leguminosen wie Soja, die den Stickstoff im Boden binden und somit fruchtbarer machen.

Diese Experimente dienen dazu, aus den Monokulturen biodiverse Mischwälder zu machen und haben uns weit über die Ländergrenzen hinweg bekannt gemacht. So besuchen uns regelmäßig Investoren, aber auch Experten aus dem Forstsektor. Im April 2016 war eine Delegation mit Beratern des kolumbianischen Präsidenten, lokalen Regierungsvertretern, verschiedenen Vertretern von landwirtschaftlichen Organisationen sowie Vertretern der chinesischen Botschaft zu Gast, die sich über Entwicklungsmöglichkeiten ähnlich dem ForestFinance-Projekt informiert und ausgetauscht haben. Da unser Projekt eines der ersten seiner Art ist und ForestFinance mittlerweile auf eine zehnjährige Erfahrung in der Region zurückgreifen kann, sind insbesondere die Themen Pflanztechniken und Düngung sowie das Management zum Erhalt der Schutzflächen bei dem Besuch diskutiert worden. Ich freue mich immer über Besucher, denen ich auf der Finca eine Welt zeigen kann, die abseits von Industrie und Hektik eine tiefe Ruhe und natürliche Kraft ausstrahlt.

 

So sahen die ForestFinance-Flächen zu Beginn der Aufforstungen aus. 2012 wurden in Kolumbien die ersten Akazien für das GreenAcacia-Projekt gepflanzt. Foto: ForestFinance

 

Die Llanos – unendliche Weiten und sehr viel Ruhe

Die Besucher der Finca staunen jedes Mal, wie wenigen Menschen wir unterwegs begegnen. Auf der Straße herrscht kaum Verkehr, obwohl sie die Hauptverbindung zwischen dem einsamen Nordwesten Kolumbiens und der rund 1.600 Kilometer entfernten Hauptstadt Bogotá ist. Handyempfang gibt es keinen, Internet schon mal gar nicht. Aber ein wirkliches Problem bedeutet das für die Menschen hier nicht. Denn in den Llanos kennt jeder jeden und man hilft sich aus, wann immer nötig. Wir verständigen uns hier mit einem Funkgerät und ich kündige darüber auch unseren Besuch auf der Finca an. Ich freue mich auf die Ruhe, die sich bereits wenige Kilometer hinter der Stadt andeutet – keine E-Mails und kein Telefonklingeln. Auf La Paz ist es einfach still und friedlich.

Der Tag beginnt auf La Paz sehr früh. Vier Uhr morgens heißt „Zeit zum Aufstehen!“ Während sich die Besucher mühsam aus dem Bett quälen, herrscht in der Küche schon reges Treiben. Das Frühstück für Arbeiter und Gäste bereiten Mitarbeiterinnen auf offenem Feuer zu. Es gibt Kaffee, so süß, dass den meisten Europäern buchstäblich der Löffel in der Tasse stehen bleibt. Zubereitet wird er mit „Panela“, einer harten Masse aus braunem Zucker, die erst in Wasser aufgelöst und dann in einem großen Topf mit Kaffee aufgekocht wird. Typischerweise essen die Arbeiter jetzt schon kalorien- und proteinreiche Gerichte wie Fischsuppe mit Maniok und Kartoffeln oder Roastbeef mit Reis und Spiegelei, um sich für den anstrengenden Arbeitstag zu stärken.

 

Erkundungen mit GPS und Geländewagen

Das gesamte Projekt ist rund 12.000 Hektar groß und ohne GPS-Gerät sind Nicht-Ortskundige auf der Fläche verloren, während die Forstarbeiter jede einzelne Weggabelung kennen und sich kinderleicht am Stand der Sonne orientieren.

Wenn wir Pflanzungen aus dem Jahr 2013 besichtigen, bedeutet das rund 1.000 Hektar an einem Tag zu erkunden! Zu Fuß ist das unmöglich und so nehmen wir den Geländewagen und genießen die kühle Brise, die uns auf der Ladefläche um die Nase weht. Während der Trockenzeit wird es gut und gerne zwischen 32 und 38 Grad heiß. Wem die Sonne zu brenzlig wird, rutscht auf den Rücksitz des Wagens.

Wir haben die GreenAcacia-Flächen in Kolumbien mit einer Drohne gefilmt – fliegen Sie mit uns über die Llanos Orientales und die jungen Akazienforste. ForestFinance auf Vimeo.

 

Aus Savannen werden langsam Wälder

Schön finde ich es bei jedem meiner Besuche zu sehen, wie viel Spaß die Mitarbeiter auf der Finca haben und wie stolz sie auf das bereits Erreichte sind. Mit ihrer Arbeit verwandeln sie Jahr für Jahr Savanne in Akazienforste und leisten so auch einen Beitrag zum Schutz der noch existierenden natürlichen Waldbestände, die sich meist um Wasserläufe und an Flussbetten erstrecken. Auch hier auf der Finca haben wir noch natürliche Wälder, die wir erhalten und schützen.

Zu den täglichen Arbeiten auf der Fläche gehört das Entasten der Bäume – wie hier zu auf einer Fläche mit eimjährigen Acacia-magium-Bäumen – sowie die Pflanzung von Setzlingen und das Freischneiden der Feuerschneisen. Foto: ForestFinance

 

Die Forstarbeiter berichten uns, dass sich die Pflanzen- und Tierwelt in der Region merklich verbessert. Und tatsächlich sehe ich bei meinen Besuchen nicht selten ein Reh über die Wege springen, das sofort wieder Schutz im Akazienforst sucht. Wo Rehe sind, ist die typische Raubkatze der Region, der Jaguar, nicht weit. Einige unserer Mitarbeiter haben ihn bereits auf den Akazienflächen gesichtet. Ich (glücklicherweise) noch nicht.

Mittags ist es so heiß, dass sich alle im Haus der Finca treffen, etwas zu Mittag essen und sich im Schatten ausruhen. Erst nach der Mittagshitze geht es zurück auf die Fläche, um das Wachstum der Akazien zu begutachten. Oft erfrischen sich Besucher des Projekts an einem der Flüsse auf der Finca, richtig entspannen können sich die meisten aber nicht. Denn neben Raubkatzen sind es vor allem Anakondas und Piranhas, die das Leben hier mitunter auch gefährlich machen.

 

Abendstimmung auf La Paz

Halb sechs ist Feierabend, denn die Sonne geht hier früh unter und außerdem sehnen sich nun alle auf eine abkühlende, erfrischende Dusche. Beim gemeinsamen Abendessen werden Anekdoten erzählt und auch die eine oder andere Zigarre geraucht. Um zehn Uhr wird der letzte Generator abgestellt und der Ort verwandelt sich in ein unglaubliches Meer aus Dunkelheit und Sternen. Geschlafen wird übrigens im Gemeinschaftshaus, wo es statt Wände Moskitonetze gibt. Das Dach ist aus Stroh, denn selbst in der Regenzeit kühlt es nachts nur wenig ab, sodass jeder froh über jede noch so leichte Brise ist, die nächtens um die Nase weht.

So sieht der Aufenthaltsraum für Besucher und leitende Angestellte auf der Finca La Paz aus. Die offene Bauweise lässt heiß ersehnte kühlende Brisen zu. Foto: ForestFinance

Erstaunlich, wie schnell ich mich jedes Mal an dieses Leben, fernab jeder urbanen Hektik gewöhne und mir alles hier alltäglich und normal erscheint – keine Smartphones, kein Licht, keine E-Mails …, nur schier unendliche Ruhe. Selten fühle ich mich so bei mir, weit weg vom Lärm, Alltag und Trubel der Stadt wie hier.

betreut seit 2008 das Kundenmagazin ForestFinest und sämtliche Printprodukte als Redakteurin und Autorin. Sie schreibt am liebsten über nachhaltig Gutes, das sich für Mensch und Umwelt rechnet.

Ein Kommentar zu “Wie mit GreenAcacia aus Rinderweiden Wälder werden

  1. Hallo Werte ForestFinance Mitarbeiter! Ich bin schon ein zufriedener Kunde bei Ihnen und werde es auch bleiben.Ich finde Ihre Arbeit sehr wichtig und vorallem läßt es mich wieder Hoffnung schöpfen in einer Welt aus Gier ,Neid und Macht und massiven Raubbau an unsere aller Erde. Danke für Ihr Tun MfG Andrea Cipin

Schreiben Sie einen Kommentar zu Andrea Cipin Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .