Wenig verwunderlich hat die Corona-Krise auch Auswirkungen auf unsere Aktivitäten und MitarbeiterInnen in Deutschland und in den Projektländern. Im Interview mit Harry Assenmacher, Gründer und Geschäftsführer von ForestFinance, wollen wir Ihnen einen Überblick zur Situation geben und auch daran erinnern: Wald wächst nicht nur in Ruhe weiter, er braucht auch weiterhin unseren Schutz und unser Engagement.
Wald und Feld in Zeiten von Corona
Interview mit Harry Assenmacher, ForestFinance-Gründer und Geschäftsführer
Welchen Einfluss hat die Corona-Krise auf das Unternehmen ForestFinance im Moment?
Erst mal den, den die Krise auf fast jedes Unternehmen hat: Umsatzrückgang, Verunsicherung der MitarbeiterInnen und auch ein wenig Ratlosigkeit, weil man wenig aktiv unternehmen kann und sich jetzt auf nicht berechenbare Veränderungen rund um den Globus sehr schnell einstellen muss.
Ich muss aber sagen, dass das bei uns alles sehr ruhig und vor allem auch sehr kollegial abläuft. In einem guten Team lässt sich die aktuelle Situation leichter bewältigen.
Wie halten Sie zur Zeit Kontakt zu den MitarbeiterInnen rund um den Globus?
Wir haben natürlich schon immer weltweit mit Hilfe von Videokonferenzen und den einschlägigen Anwendungen via Internet den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen gehalten. Aber die Frequenz hat sich aktuell gesteigert, weil jetzt in vielen Ländern gleichzeitig unterschiedliche Fragen zu klären und Prozesse zu organisieren sind.
Was berichten sie? Wie geht es den Menschen in Panama, Peru, Kolumbien, Marokko und Vietnam?
Einerseits geht es den Menschen dort nicht anders als uns – es herrscht Unsicherheit, wie es weitergeht vor allem materiell und Angst vor Ansteckung. Andererseits wird das kulturell und nach Lage im Land sehr unterschiedlich gehandhabt und empfunden. Es macht überall auf der Welt einen Unterschied, ob man in einer großen Stadt lebt wie Panama City, Lima, Casablanca oder Hanoi oder ob man auf dem Lande lebt und arbeitet. Durch Medien erzeugte Stimmung ist in Städten meist ganz anders als in den etwas „beschaulicheren“ ländlichen Gebieten. Bisher haben wir keine Infektionen oder Erkrankungen zu vermelden. Mit Fortschreiten der Epidemie wird sich das aber vermutlich ändern – und jeder in jedem Land spürt das irgendwie.
Was kann ForestFinance von Deutschland aus tun, um zu helfen?
Wir können da zunächst mal relativ wenig tun. Zumal die Länder sich ja auch schon weitgehend abgeschottet haben und beispielsweise in Panama und Peru auch strikte Maßnahmen, wie nationale Ausgangssperren ergriffen haben. Wir helfen bei der Organisation und sofern dies erforderlich werden wird, auch bei Krankenversorgung und natürlich: Wir versuchen so lange wie möglich alle Arbeitsplätze zu erhalten. Wir sollten nicht vergessen, dass wir in vielen Ländern aktiv sind und Projekte betreiben, wo es bei weitem keinen vergleichbaren Sozialstaat mit Kurzarbeitergeld, Arbeitslosengeld etc. gibt. Und auch eine Krankenversicherung ist nur so gut, wie das Gesundheitswesen in einem Land generell. Wir haben, was das angeht, immer über den nationalen Standard hinaus versucht zu helfen, mit Übernahme von Operationskosten oder ähnlichem. Intensivbehandlung wie bei Covid-19 erforderlich, würde aber nicht nur unsere Mittel übersteigen, sondern in den meisten Ländern gibt es die dann gar nicht mehr, weil sie für nationale „Eliten“ kontingentiert würden.
Ist jetzt schon absehbar, ob sich in den einzelnen Projekten wegen der Krise etwas im Ablauf ändern muss und es zu Verzögerungen bei den anstehenden Pflanzungen in Marokko, Pflege- und Erntemaßnahmen, dem Verkauf von Holz oder Kakao kommen wird?
Das Gute ist: Wald wächst einfach weiter und man muss nicht ernten! Wir haben es in Panama sogar geschafft, alle noch notwendigen forstlichen Arbeiten wie Entasten, Ausdünnen (Durchforsten) zu beenden und auch die Flächenpflege wie Zaunreparaturen, Feuerschneisen freihalten zu erledigen. In Panama konzentrieren wir uns nun darauf, da hier das Leben in Schulen und Betriebstätten komplett eingestellt ist, die sozialen Auswirkungen für die MitarbeiterInnen zu minimieren und die Wälder zu sichern und in der herrschenden Trockenzeit zu bewachen. Auch das muss mit den örtlichen Behörden abgestimmt und genehmigt werden.
Wald wird ja nicht „schlecht“.
Harry Assenmacher
Der Verkauf und auch die Ernte von Holz wird sich allerdings höchstwahrscheinlich verzögern, allein schon wegen der Logistikschwierigkeiten. Die meisten Aufkäufer sind indische Holzhändler und haben ebenfalls mit den Einschränkungen der Logistik vor Ort zu kämpfen oder gar mit dem völligen Zusammenbruch internationaler Logistikketten. Aber der Wald wird ja nicht „schlecht“.
Auch die Ernte und der Verkauf von Kakao sowohl in Panama als auch in Peru werden bis auf noch nicht absehbare Zeit weitestgehend ausgesetzt. Das ist besonders in Panama jetzt sehr schade, weil wir gerade ab April wohl erstmals ein paar Tonnen bio-zertifizierten Kakao ernten können. Und jetzt keine Aufkäufer auf dem internationalen Markt finden. Wir können allerdings auch diesen Kakao in beschränkten Mengen lagern und bis ins nächste Jahr ‚frisch‘ halten.
Besonders erfreulich ist aber, dass unser Team in Marokko die wichtigen Infrastrukturmaßnahmen (Bau des Wasserspeichers, Vorbereitung der Böden, Verlegen der Tröpfchenbewässerung etc.) auf der Oase-1-Fläche vorfristig durchgeführt hat. Was nicht selbstverständlich ist, denn es mussten sowohl Experten aus dem Ausland kommen, beispielsweise für die Installation der Steuerung für die Tröpfchenbewässerung, als auch Teile importiert werden. Das ist alles abgeschlossen und auch die Setzlinge für die Pflanzung im April sind bereits gezogen. Derzeit gibt es keine Anzeichen, dass wir die Arbeiten im Projekt nicht wie geplant weiter durchführen können.
In Kolumbien liegen die Akazienforste in sehr ländlichen Gebieten, weswegen wir hoffen, noch einige Pflege- und Schutzmaßnahmen weiterführen zu können. Aber auch hier wird es aufgrund der Einfuhr-, Reise- und Arbeitsverbote Verzögerungen geben. Insbesondere die Weiterverarbeitung und der geplante Kraftwerksbau werden betroffen sein. Wie genau, das wissen wir schlicht noch nicht.
In Peru ist die Arbeit auf den Kakaofeldern, wie in Panama, bereits weitesgehend eingestellt worden und die Flächen werden aber überwacht.
In Vietnam hat die Regierung frühzeitig gegen die Verbreitung von dem Corona-Virus interveniert. Die Infektionsdichte ist im Vergleich zu Deutschland deutlich geringer. In den ländlichen Gebieten Vietnams gibt es zum Teil Beschränkungen der Bewegungsfreiheit. Das Wirtschaftsleben ist regional unterschiedlich eingeschränkt und limitiert. Da nächste größere Maßnahmen und Ernten erst in einiger Zeit erforderlich werden, hoffen wir bis dahin auf ein Abklingen der Epidemie und eine Wiederaufnahme der Verkäufe in normalem Umfang.
Was sehen Sie persönlich als Chance in der Krise – fürs Unternehmen und für die Wirtschaft allgemein?
Also erst einmal muss man die Krise überstehen, um überhaupt eine Chance wahrnehmen zu können! Die wird es aber meines Ermessens sogar noch mehr als schon vorher geben. Nicht nur weil Klimawandel und Waldzerstörung ja nicht weg sind – sondern im Gegenteil sich weiter verschärfen. Da beweist sich unser Produkt – Wald und nachhaltige Land-/Forstwirtschaft – als eine der Lösungen, die die Welt braucht. Zudem betreiben wir ja schon seit Jahrzehnten inzwischen so etwas wie „solidarisches Wirtschaften“ – zwar innerhalb des kapitalistischen, globalisierten Wirtschaftssystems, aber wir machen was noch geht. Nicht alles davon – und vieles kostet einfach! – wird vom „Markt“ honoriert. Siehe zum Beispiel die viel zu niedrigen Kakaopreise.
Ich hoffe, dass nach dieser Krise viele Menschen und auch ihre gewählten VertreterInnen (wenn es noch dieselben sind …) endlich einsehen, dass wir, und damit meine ich die ganze Welt, so jedenfalls nicht weitermachen können. Und dass dieser Einsicht auch Taten folgen. Wir beobachten ja gerade auch, dass jetzt unendlich große Geldmengen weltweit mobilisiert werden, um die (alte) Wirtschaft zu stützen und die Krise zu überstehen. Es ist gerade jetzt wahnsinnig wichtig, die Unterstützung vor allem auch in die Bereiche zu lenken, die für Lösungen bei den Klima- und Umweltproblemen stehen. Wir haben jetzt 30 Jahre Klimawandel, Globalisierung, Privatisierung, Finanzkrisen plus viele Jahrzehnte Natur- und Umweltzerstörung hinter uns – von den vielen fast endlosen Kriegen und Flüchtlingsströmen einmal abgesehen. Wenn nach diesem Ereignis wieder zu „business as usual“ zurückgekehrt wird, sehe ich doch ziemlich düster in die Zukunft. Die Chance ist aber da – auch und gerade für „die Wirtschaft“. Aber ganz ehrlich: „Die Wirtschaft“ wird vermutlich von selbst gar nichts machen, außer Greenwashing und gutes Marketing. „Die Politik“ ist gefragt. Solange die politischen EntscheiderInnen weltweit häufig nur der verlängerte Arm der Konzernvorstände sind, wird sich da nichts ändern. Spannende Zeiten.
Wald wächst in Ruhe weiter – wenn wir ihn lassen.
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