Interview mit der Pflanzenflüstererin Felicia Molenkamp
Die Biologin bietet in ihrer Kräuterschule in Nordhessen Kurse und themenbezogene Kräuter- und Baumwanderungen an, Wildniskochkurse, Vorträge zu pharmakologisch wirksamen Inhaltsstoffen einheimischer Gewächse. Im AT Verlag erschien 2020 ihr Buch „PflanzenGeflüster – Wie und warum Pflanzen kommunizieren“.
Wann haben Sie damit begonnen, Pflanzen mit anderen Augen zu sehen? Gab es ein Schlüsselerlebnis als Schülerin oder Studentin?
Mein Coming Out als „Pflanzenflüsterin“ würde ich als Hervorbrechen, also als emergente Eigenschaft aus den vielen Vernetzungen meiner biologischen Naturerfahrungen beschreiben. Bereits als Kind stand mein Berufswunsch „Biologin“ fest. Zeitlebens konnte ich nie einen Unterschied zwischen „niederen“ Tieren und „höher entwickelten“ Menschen ausmachen. Nachdem ich mich ausgiebig dem Studium der Flora widmete, stellte ich für mich auch die Gewächse auf gleiche Ebene aller lebendigen Vielzeller. Ergänzend zu meiner wissenschaftlichen Recherche, dem Systematisieren und Analysieren ihrer Morphologie und ihrer Physiologie, erweiterte ich meinen Zugang zur Flora mittels schamanischer Techniken wie Trommelreisen zu den Pflanzenseelen. Daraus ergaben sich für mich auch enorme Übereinstimmungen ihrer Charakteristika mit den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen.
Richtig bewusst wurde mir meine alternative Sicht während des Schreibens an meinem ersten Buch „Kräuter-Biotika“, beziehungsweise während meiner zum Buchthema führenden Vorträge.
Was haben Sie von den Pflanzen gelernt? Wofür bewundern Sie sie am meisten?
Diese Frage ist recht schwierig zu beantworten, da die verschiedenen Arten sehr unterschiedliche Anpassungsstrategien entwickelt haben, die alle bei genauem Hinschauen sehr bewundernswert sind.
Grundsätzlich bewundere ich ihre Ruhe und Gelassenheit, die enorme Anzahl an Varietäten sowie ihre außerordentliche Vitalität. Gelernt habe ich von den grandiosen Grünlingen auf jeden Fall, meine Bewertungen im Alltäglichen zu hinterfragen.
Für wen haben Sie das Buch „Pflanzengeflüster“ geschrieben und wie kamen Sie auf die Idee?
Die Idee, mein „PflanzenGeflüster“ so zu schreiben, wie es nun vorliegt, kam mir erst während des Schreibens. Ursprünglich wollte ich einfach nur die Fähigkeiten und Fertigkeiten der rezent erforschten fremdländischen Gewächse wie Tabak oder Mais auf unsere einheimische Flora münzen. Denn unsere mitteleuropäische Vegetation steht diesbezüglich den seit Jahrhunderten beobachteten und beschriebenen sensationellen Attraktionen von Venus-Fliegenfalle und Mistel in nichts nach – die Hiesigen agieren nur weniger auffällig. So kristallisierte sich mehr und mehr heraus, dass bereits den Einzellern in der Ursuppe ein großes Spektrum an überraschenden Fähigkeiten zu eigen gewesen sein musste.
Meine Erkenntnisse möchte ich sehr gern interessierten und offenen Naturliebhabern mitteilen, genauso wie eher verstockten Weißkittel-Besserwissern (wie ich sie gern bezeichne). Zum Beispiel finde ich die Argumentation, dass Pflanzen, die nicht einmal über ein Nervensystem verfügen, auch keine neuronalen Signale kreieren könnten, falsch und oberflächlich. Gegen solche althergebrachten Argumente wollte ich unbedingt konstruktiv anschreiben. Des weiteren gehören Gärtner, Botaniker, experimentierfreudige Köche, naturinteressierte Laien bis hin zu ForestFinest-AnlegerInnen zu meiner Zielgruppe.
Ändert sich gerade die Sicht der Menschheit, der Wissenschaft auf die Pflanzenwelt und falls ja, wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
Ja, ganz bestimmt erkenne ich seit etwa dem Millenium eine kopernikalische Wende (einen Paradigmenwechsel) in der Sicht auf die Vegetation. Seit Aufblühen der Naturwissenschaften haben wir Menschen uns vermehrt der bewegungsfreudigen Fauna (inklusive uns selbst) zugewandt und diese en Detail erforscht. Aufgrund der Erfindungen stets feinerer technischer Apparaturen sind wir nun auch in der Lage, die Qualitäten von Pflanzen zu erkennen und den Mikrokosmos der Flora zu studieren. Je mehr überraschende Studienergebnisse wir dadurch erhalten, umso mehr wollen wir über die floralen Finessen wissen. Die Botanik erobert gerade mit Siebenmeilenstiefeln unsere Forscherwelt, nachdem zunächst hauptsächlich der Mensch selber und danach die Fauna wissenschaftlich seziert und studiert wurden.
Verraten Sie uns ihr Lieblingsrezept als Wildnisköchin?
Lecker und schnell bereite ich mir Bärlauch-Butter, Möhrengemüse mit Giersch zusammen mit Käse und/oder Schinken gefüllten Beinwellröllchen zu. Ebenso gern genieße ich „Grüne Soße“ a la „Wiesen-Mahd“. Bei uns in der ehemaligen „Grenzregion“ finde ich sehr viele Wiesenkräuter wie Pimpinelle, Borretsch, Sauerampfer und Schnitt-Knoblauch, stets neu treibenden Giersch, Löwenzahn sowie Gundelrebe, Vogelmiere , Knoblauchsrauke, Wegeriche und viele mehr. Immer wieder lecker zusammen mit Pellkartoffeln serviert.
Das Buch PflanzenGeflüster von Felicia Molenkamp kann direkt beim AT Verlag bestellt werden
Gebunden, 168 Seiten, lieferbar in 3-5 Arbeitstagen
ISBN: 978-3-03902-029-4
22,00 EUR
betreut seit 2008 das Kundenmagazin ForestFinest und sämtliche Printprodukte als Redakteurin und Autorin. Sie schreibt am liebsten über nachhaltig Gutes, das sich für Mensch und Umwelt rechnet.