Sorgfältige Planung und Anpassungsfähigkeit sind für Marisol in Krisenzeiten entscheidend. Zum Glück sind sie und ihre MitarbeiterInnen in Peru ein gut eingespieltes Team. Wie sie gemeinsam Covid-19, Kakao und Krise managen, haben wir sie bereits im April 2020 gefragt. Nun wird es Zeit für ein Update.
Seit dem ersten Lockdown und unserem letzten Interview im Frühling 2020 ist ein Jahr vergangen. Wie zufrieden bist du mit der Entwicklung des ForestFinance-Projekts seitdem?
Immer noch sehr zufrieden, unser Team vor Ort tut alles Mögliche um das Projekt voranzutreiben, auch wenn es wegen Corona bestimmte Beschränkungen gibt.
Was waren die wichtigsten, erfreulichsten Entwicklungen und Erfolge?
Wir haben ein gutes Team mit jungen Leuten aus der Region, die sich sehr mit den Werten von ForestFinance identifizieren. Unsere Agronomen kommen aus der Fachschule „Instituto de Educación Superior Tecnologico Publico El Dorado“ und von der „Universidad Nacional de San Martin“. Ich bin sehr froh, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich weiter auf ihrem Gebiet zu entwickeln.
Und dass die Pflanzen nach und nach in die volle Produktivität kommen. Wir haben ja besondere Klone, die spezielle Pflege brauchen, aber die entwickeln sich sehr gut.
Und was waren die größten Herausforderungen?
Teilweise mit reduziertem Personal die geplante Pflege zu machen; wegen Corona dürfen nicht so viele Menschen zusammenkommen und das müssen wir natürlich auch beachten. Die Regenzeit ist sehr stark dieses Mal, es regnet viel und wir müssen die Krankheitsbekämpfung intensivieren.
Viele Geschäfte sind geschlossen und die Versorgung ist manchmal kompliziert. Die Preise sind auch gestiegen. Der Dollar ist sehr teuer geworden und das beeinflusst die Preise von vielen Produkten wie Lebensmitteln oder Benzin.
Wie wirkt sich die Pandemie aktuell noch auf die Arbeit im Projekt aus?
Wir müssen bestimmte Aktivitäten priorisieren, weil wir teilweise weniger Personal einsetzen können.
Und wegen der Pandemie können wir aktuell keine Workshops mit den Familien unserer MitarbeiterInnen organisieren. Dabei haben wir so viele Themen, die wir gerne mit der ganzen Familie besprochen hätten. Wir wollen sie in mehreren Bereichen sensibilisieren. Aber das alles ist momentan nicht möglich.
Wie gehen die MitarbeiterInnen mit der Situation um?
Sie sind alle besorgt, weil die Krankenhäuser in der Region Tarapoto überfüllt sind und es keinen Platz mehr gibt. Ein paar MitarbeiterInnen hatten sich trotz aller Schutzmaßnahmen mit Covid infiziert, aber sie haben das mit Medikamenten gut überstanden und wir haben sie dabei unterstützt. Bei der Arbeit achten wir und unsere MitarbeiterInnen immer darauf, die Distanz und Hygieneregeln einzuhalten und zum Glück haben wir ja viel Platz auf der Finca. Das ist schon ein großer Vorteil.
Welche Arbeiten gehen trotz der Corona-Krise ungehindert weiter?
Die Erhebung und Dokumentation von Information, die Verwaltung eben. Die Pflege und Ernte der Kakaofrüchte.
Welche Arbeiten müssen verschoben werden?
Die Aktivitäten auf dem Feld müssen nicht verschoben werden, die werden alle nach und nach laut Management-Plan gemacht. Unsere Workshops, die wir sonst regelmäßig anbieten und die gerne von den MitarbeiterInnen und ihren Familien besucht werden, müssen wohl verschoben werden. Sowie verschiedene Sozialaktivitäten für die Kinder.
Was hat das ForestFinance-Team aus der Krise gelernt?
In der Landwirtschaft muss man sich an Veränderungen schnell anpassen und jetzt mit Corona ist das alles noch komplizierter, aber unser Team hat sich angepasst und macht das Beste draus. Sie suchen schnell nach praktischen Lösungen.
Wie ist die momentane politische Situation in Peru?
Etwas unruhig. Wir haben aktuell die Wahl zwischen zwei Kandidaten für das Präsidentenamt: Pedro Castillo, ein extremer Linker, der wirtschaftspolitisch linke bis linkspopulistische Positionen vertritt und die Tochter unseres Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, der das Land während seiner Amtszeit ruiniert hat und wegen Korruption und Verstoßes gegen die Menschenrechte verurteilt wurde. Dass viele aus Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken, bei den Vorwahlen nicht gewählt haben, obwohl das in Peru Pflicht ist, hat dieses Ergebnis wahrscheinlich begünstigt. Viele wollten lieber die Strafe zahlen, als das Risiko mit Corona einzugehen.
Die Stichwahl wird Anfang Juni stattfinden und leider, denke ich, dass eine schwierige Zeit für Peru bevorsteht. Beide Kandidaten könnten theoretisch die Lage im Land verschlechtern, aber die Peruaner sind sehr fleißig und werden weiter hart arbeiten um ihr Land voranzutreiben. Wir sind alle sehr gespannt und blicken optimistisch nach vorn.
Was wünscht du dir für das Projekt im Jahr 2021?
Ich wünsche mir, dass die Bevölkerung vor Ort demnächst auch geimpft werden kann und mehr Normalität, damit sich unsere MitarbeiterInnen keine Sorgen mehr um ihre Familien machen müssen und wir weiter unsere Workshops zu Sensibilisierung in verschiedenen Themen organisieren können.
Und dass wir bis Ende des Jahres alle geplante Aktivitäten im Projekt ohne große Schwierigkeiten schaffen.
Und natürlich hoffe ich, dass die Kakaopreise wieder steigen.