5 Fragen an das Forum für nachhaltige Geldanlagen (FNG)

Nicht nur in der Entwicklung, sondern auch im Vertrieb unserer Vermögensanlagen suchen wir nachhaltige Strukturen und den Austausch mit Branchenexperten. Deshalb sind wir Mitglied im Forum für nachhaltige Geldanlagen (FNG). In dem Verband organisieren sich über 160 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich für mehr Nachhaltigkeit im Finanzsektor einsetzen. Derzeit wird auf vielen Ebenen über den Markt für nachhaltige Geldanlagen diskutiert. Wir haben FNG-Geschäftsführerin Claudia Tober befragt, wie es um die nachhaltigen Geldanlagen jetzt und in Zukunft steht.

Claudia Tober vom Forum für nachhaltige Geldanlagen
Foto: FNG

Claudia Tober ist seit März 2009 Geschäftsführerin beim Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) – dem Fachverband für nachhaltige Investments in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz. Von 2009 bis 2011 war sie im Vorstand des europäischen Dachverbandes Eurosif – dem European Sustainable Investment Forum und von 2011 bis zur Governance-Umstellung 2015 Vizepräsidentin von Eurosif. Seit 2002 war sie Referentin bei verschiedenen Bundestagsabgeordneten im Bereich Finanzen, zuletzt für den finanzpolitischen Sprecher von B90/Die Grünen, Dr. Gerhard Schick. Hier war sie für insbesondere für Nachhaltiges Investment und Verbraucherschutz verantwortlich. Nach ihrem Studium hat die Diplom-Volkswirtin mehrere Jahre für den Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik Berlin gearbeitet.

 

 

Warum ist Nachhaltigkeit auch im globalen Finanzsektor wichtig?

Nachhaltigkeit ist global und länderübergreifend. Umwelt- und Klimaprobleme kennen keine Ländergrenzen. So ist zu erwarten, dass Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft der Trend der kommenden Jahre sein wird und seinen Weg in den Mainstream-Markt fortsetzt und etabliert.

Global warten große Herausforderungen z.B. in der Klima-, Umwelt-, Menschenrechtspolitik auf ihre Lösung. Die nachhaltige Transformation entsprechender entscheidender Sektoren wie z.B. Energie, Mobilität, Agrar, um nur einige zu nennen, wird nur durch die aktive Einbeziehung des Finanzsektors zu meistern sein. Für den Finanzsektor selbst ist die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit auch aus Risikoaspekten zentral.

Die Aufmerksamkeit der Politik und vieler anderer Entscheidungsträger haben ihr Augenmerk in der jüngsten Vergangenheit verstärkt auf den Finanzsektor gelegt. Bei allen politischen internationalen Zielformulierungen wie z. B. COP-21 oder die G20 ist der Finanzsektor explizit erwähnt. Die EU ist auch auf dem Weg zu einem nachhaltigen Finanzwesen: z. B. mit ihrer im letzten Jahr installierten EU-Expertengruppe (HLEG on Sustainable Finance), die eine Reihe von Empfehlungen formuliert haben, die zum großen Teil in dem EU-Aktionsplan für Nachhaltiges Finanzwesen (März 2018) Eingang fand.

Wie wird sich der Markt für nachhaltige Geldanlagen in den nächsten fünf Jahren entwickeln?

Lassen Sie uns hierzu einen Blick auf den IST-Stand werfen: Der Markt wächst seit Jahren kontinuierlich im zweistelligen Prozentbereich.

Betrachten wir den Zeitraum unserer letzten Markterhebung, also die Veränderung von 2015 zu 2016, so lässt sich festhalten, dass Investmentfonds mit 41 Prozent weit stärker zulegten als die Mandate, welche nur um sieben Prozent gewachsen sind. Am stärksten hat das durch Asset Owner verwaltete Vermögen mit einem Plus von 90 Prozent zugenommen. Allerdings gab es hier in der Schweiz eine signifikante Erhöhung der Antwortquote. Rechnet man das Volumen der Asset Owner hinzu, so hat sich die Gesamtsumme im letzten Jahr um 32 Prozent erhöht und ein Gesamtvolumen von 242,2 Mrd. Euro erreicht.

Nachhaltige Investmentfonds und Mandate in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Forum für nachhaltige Geldanlagen
Grafik: Forum für nachhaltige Geldanlagen

Die Ausgestaltung der Nachhaltigkeit in Finanzprodukten variiert, je nach Ausgestaltung des Produktes und nach der Zielvorstellung und Priorität des Investors. 

Die Marktanteile der nachhaltigen Investmentfonds und Mandate sind wie folgt: in Deutschland 2,8 Prozent, in der Schweiz sieben Prozent und in Österreich 7,6 Prozent am jeweiligen gesamten Fondsmarkt.

Betrachtet man aber das Wachstum der Asset Overlays, also die Berücksichtigung einzelner weniger strenger Nachhaltigkeitskriterien für das gesamte oder Teile des Vermögens eines Asset Managers, so ergeben sich deutlich höhere Volumina mit 4,1 Billionen Euro:

Asset Overlays in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Forum für nachhaltige Geldanlagen.
Grafik: Forum für nachhaltige Geldanlagen

Dieser Trend des verantwortlichen Investierens wird weiter anhalten. Insgesamt geht die Mehrzahl der befragten Marktteilnehmer von einem Wachstum von bis zu 15 Prozent aus.

Wie steht das Forum für nachhaltige Geldanlagen zu Waldinvestments?

Die Investition in Wald ist eine der Säulen der nachhaltigen Entwicklung. So hat schon Hans Carl von Carlowitz (*1645 – †1714) in seinem formulierten Werk Sylvicultura oeconomica, erstmals den Begriff des Nachhaltigkeitsgedanken geprägt, dadurch dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung, durch Säen und Pflanzen nachwächst.

Waldinvestments sind insofern eine ganz klassische nachhaltige Geldanlage. Motivationen für Waldinvestments gibt es einige: Die Nachfrage nach Holz, der Bedarf an Wiederaufforstungen und Agroforstprojekte. Eine nachhaltige Forstwirtschaft bietet eine gute Möglichkeit zusätzlich zu ökologischen Zielen, neben dem Forst entsprechende Nachhaltigkeitszertifizierungen, auch soziale – wie z.B. faire Arbeitsbedingungen zu realisieren.

Welche Orientierung bietet das Forum für nachhaltige Geldanlagen privaten und institutionellen Investoren?

Nachhaltige Investments bieten privaten wie auch institutionellen Anlegern eine doppelte Rendite. Die Motive sind vielfältig, Verfolgung ethischer Wertvorstellungen, Reputation, Glaubwürdigkeit und Risikovermeidung um nur einige zu nennen. Zu einer ganzheitlichen Bewertung eines Investments gehören Nachhaltigkeitskriterien.

Die Ausgestaltung der Nachhaltigkeit in Finanzprodukten variiert, je nach Ausgestaltung des Produktes und nach der Zielvorstellung und Priorität des Investors. Das FNG hat deshalb um die Information und Vergleichbarkeit zu verbessern, und den Informationsaufwand für Anleger*innen zu reduzieren folgende Orientierungshilfen entwickelt: 

 

Die FNG-Nachhaltigkeitsprofile   

 

Das Transparenzlogo von Eurosif

 

Das FNG-Qualitätssiegel

 

Für einen ersten Einstieg in das Thema nachhaltiges Investment bietet das Forum für nachhaltige Geldanlagen drei Leitfäden an:

 

Nachhaltige Kapitalanlagen für institutionelle Investoren – eine Einstiegshilfe

 

Was sind Nachhaltige Geldanlagen? Eine kurze Einführung für private Anlegerinnen und Anleger

 

Leitfaden für private Anlegerinnen und Anleger: 5 Schritte zur nachhaltigen Geldanlage

 

Welche Erwartungen hat das FNG an die neue Bundesregierung?

Die Bundesregierung steht. In diesem Jahr hat die EU-Expertengruppe für Sustainable Finance ihren Abschlussbericht vorgelegt und die EU-Kommission ihren Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen. Auch sind national viele Vorschläge vorhanden, zum Beispiel vom Rat für Nachhaltige Entwicklung initiiertem H4SF. Das FNG selbst formulieren seit 2009 Empfehlungen an die Politik, um den Bereich konkret zu stärken. Beispielhaft nennen möchte ich folgende Kernelemente: Offenlegungspflichten für Assetmanager und Asset Owner, Konkretisierung zu ESG und Treuhänder-, bzw. Investorenpflichten, Vorbildfunktion der öffentlichen Hand, nachhaltige Kriterien bei staatlich geförderten Produkten, und Einbeziehung in den Bildungssektor.

Jetzt sind die Voraussetzungen geschaffen, dass auch Deutschland verstärkt Maßnahmen zur Etablierung und zum Ausbau eines nachhaltigen Finanzsektors ergreifen wird. Diesen gilt es nun aktiv auf allen Ebenen mit zu gestalten.

Deutschland ist mit seinem Marktanteil nachhaltiger Investments, im europäischen Vergleich, eher im Mittelfeld anzusiedeln. Und das bei einer starken Umweltnation, wie auch einem Anteil des Finanzplatzes am Bruttoinlandprodukt von knapp vier Prozent. Die Bundesregierung kann jetzt auf nationaler Ebene einen systematischen und ressortübergreifenden Prozess installieren, der nationale Umsetzungen und Projekte befördert, aber auch die Chance ergreift, pro-aktiv auf europäischer und globaler Ebene die deutsche Position angemessen einzubringen, um den Stand der deutschen (nachhaltigen) Finanzindustrie zu positionieren und zu stärken.

 

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