Holz statt Plastik – weg vom Erdöl und hin zu weniger Müll und nachhaltigen Alternativen, so lautet die Devise. Aber welche Stoffe haben die besten Eigenschaften? Und wo steckt Holz schon heute überall drin? Das erzählen wir Ihnen heute bei uns im Blog.
Lignin: Flüssiges Holz
Unabhängiger von der Erdölindustrie zu werden – ein Forschungsziel der chemischen Industrie, das bald erreicht sein könnte. Lignin heißt der Stoff, aus dem Holz und Chemiker-Träume gemacht sind. In Fabrikanlagen wird das braune Pulver zusammen mit Cellulose und Zucker aus Buchenholzhackschnitzeln herausgelöst und dann chemisch weiterverarbeitet. Holz statt Erdöl, das klingt erst einmal sehr umweltfreundlich. Ein nachwachsender Rohstoff, von dem Deutschland eine Menge hat. Buchenholz, um genau zu sein, einen Festmeter braucht man für 100 Kilogramm Lignin – ein Stoff der mit seinen besonderen Eigenschaften dem Erdöl vielleicht bald Konkurrenz machen kann.
Lignocellulose, so heißt der Bestandteil, der Pflanzen Form und Stabilität verleiht und für die Verholzung der Pflanzenfasern sorgt. Während die einen jedoch in den heimischen Buchenwäldern vor allem viel ungenutztes industrielles Potential sehen, sind diese für andere die Urwälder von morgen. Dennoch ist die Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe ein Schritt weg von fossilen Stoffen, besonders umweltfreundlich ist es dann, wenn ohnehin entstehende Holzabfälle verwertet werden können. Auf diese wartet zum Beispiel ein neues Leben in Form von sogenannten Polymer-Granulaten, die bereits in naher Zukunft zu Verkleidungsteilen für die Automobilindustrie weiterverarbeitet werden könnten.
Holz, das (sich) rechnet
Schon heute verbirgt sich Holz in allerlei Produkten, wo man es nicht unbedingt vermuten würde: in Dämmstoffen und, in Form von Cellulose zur besseren Mischung von Fruchtmark und Wasser, im Orangensaft, in verschiedenen Textilien wie Jeans und als Holzzucker in Hefe und Backaromen. Auch in unseren Smartphones könnte bald Holz stecken. Bislang enthielten portable Geräte, die regelmäßig durch neuere Modelle ersetzt werden, Komponenten, die weder recycel- noch kompostierbar und potentiell giftig sind. Das ist vielleicht bald Geschichte: Forscher der Universität von Wisconsin-Madison haben Mitte 2015 Computerchips entwickelt, die fast komplett aus dem biologisch abbaubaren Material „Cellulose Nanofibril“ bestehen. Dieses basiert auf in extrem feine Fasern zerkleinertem Holz und ist umweltfreundlicher als der herkömmliche, ölbasierte Kunststoff – ein wichtiger Schritt, denn auch kleine Teile summieren sich zu riesigen Elektroschrottbergen. „Computerchips bestehen zum Großteil aus dem Trägermaterial“, so der Leiter des Forschungsteams, Professor Zhenqiang Ma. „Wir benötigen nur ein paar Mikrometer für den Rest. Die neuen Chips sind jetzt so sicher, dass man diese bedenkenlos in den Wald legen könnte, wo sie von Pilzen zersetzt werden“, erklärt Ma. Die umweltfreundlichen Chipträger sind dabei flexibel und transparent wie ihre ölbasierten Äquivalente.
Besonderes aus Holz: Hier steckt Holz drin!
1. Jeans und Textilien
Schon gewusst? Holz steckt in Jeans und vielen anderen Textilien. Es verbirgt sich hinter den Angaben Viskose, Lyocel, Tencel oder Modal auf dem eingenähten Etikett. Sie alle basieren auf Cellulose. Eine Produktion von Jeans, die komplett auf Holzfasern beruht, könnte die Kohlenstoff-Emissionen (und den Wasserverbrauch!) der globalen Jeans-Industrie übrigens erheblich senken – das hat eine schottische Design-Studentin in Ihrer Doktorarbeit bewiesen und entwickelte einen Denimstoff, der komplett aus Holzfasern besteht.
2. Gebäude
Das Unternehmen Metsä Wood hat zusammen mit dem Architekten Michael Green das Empire State Building neu designt: Der Entwurf sieht vor, hauptsächlich Holz zu verwenden. Durch den Vorstoß des finnischen Holzherstellers und des für seine moderne Holzbauweise bekannten Stararchitekten wird die Bauweise von Wolkenkratzern das erste Mal seit 100 Jahren neu gedacht. Und wer weiß – vielleicht auch in Zukunft oft gebaut!
3. Orangensaft
Auch in vielen Lebensmitteln steck Holz, zum Beispiel in Orangensaft! Mit Cellulose vermischen sich Fruchtmark und Wasser besser. Holzzucker und andere Nährstoffe werden auch in der Herstellung von Hefe verwendet, oder als Füllstoff für Medikamente.
3. Schuhe
Sogar Sneaker werden aus Holz gemacht: Die Firma „nat-2“ überzieht die Schäfte der Schuhe je nach Modell mit bis zu 90 Prozent echtem, nachhaltigen Holz. Das Holz wird auf Bio-Baumwolle gezogen und vektor-gelasert, sodass das Material weich, biegsam und flexibel wie feines Nappaleder wird. Erstaunlicherweise kann man das Holz riechen und seine individuelle, natürliche Textur erkennen. Zu beziehen sind die Holz-Schuhe, die es übrigens in unterschiedlichen Modellen gibt, über www.coilex.com.
betreut seit 2008 das Kundenmagazin ForestFinest und sämtliche Printprodukte als Redakteurin und Autorin. Sie schreibt am liebsten über nachhaltig Gutes, das sich für Mensch und Umwelt rechnet.
Ich bin auch sehr neugierig darauf, welche Stoffe in Zukunft verstärkt eingesetzt werden. Ich kann mir vorstellen, dass es Alternativen zu bestehenden Textilien geben wird, die nachhaltiger produziert werden können. Auch in der Lebensmittelindustrie könnte es viele Veränderungen geben.