Female Finance ist im Kommen: Immer mehr Ratgeber, Facebook-Gruppen und Podcasts beschäftigen sich speziell mit Finanzthemen für Frauen. Wir haben eine der Expertinnen auf dem Gebiet gefragt, was es damit auf sich hat und welche Ratschläge angehende InvestorInnen beachten sollten.
Warum brauchen Frauen ein eigenes Finanzbuch?
Man würde annehmen, Frauen brauchen kein eigenes Finanzbuch. Die Börse funktioniert schließlich für alle Menschen gleich, unabhängig von Geschlecht, Haarfarbe oder Schuhgröße. Der Umgang mit Geld beginnt aber schon viel früher: Wie bespreche ich das Thema in meiner Beziehung, insbesondere, wenn es einen großen Gehaltsunterschied gibt? Was für Auswirkungen hat die Wahl der Steuerklasse auf das Eltern- oder Arbeitslosengeld? Diese Themen sind auch für Männer interessant, haben aber im klassischen Familienmodell, in dem der Mann ein höheres Gehalt hat, für Frauen andere Konsequenzen als für Männer. Mein Buch ist aus der weiblichen Perspektive geschrieben, darf aber sehr gerne von allen Menschen gelesen werden. Ein typisches Finanzbuch, das von einem Mann geschrieben ist, lesen ja auch Frauen.
Investieren Frauen anders als Männer?
Frauen investieren tendenziell erst später als Männer. Wir wollen wirklich verstanden haben, was wir tun, bevor wir es tun. Männer probieren eher mal aus. Das führt dazu, dass Frauen seltener investieren, aber dann bei ihrer Strategie bleiben. Männer betreiben mehr „Trial and Error“. Es gibt sogar Indikationen, dass Frauen aufgrund ihrer ruhigeren Art langfristig die besseren Investorinnen sind.
Welche drei Tipps würdest du einem absoluten Finanzanfänger geben?
Bevor du darüber nachdenkst, dein Geld zu investieren, lege ich dir diese drei Schritte ans Herz:
1.) Kontrolle: Analysiere deinen Status Quo, indem du ein Haushaltsbuch führst. Schreib mindestens drei Monate lang alle Einnahmen und alle Ausgaben auf. So siehst du schwarz auf weiß, wo deine finanziellen schwarzen Löcher stecken, in denen dein Geld verschwindet. Dabei kommt es nicht darauf an, jeden Cent umzudrehen und zu sparen. Es geht darum, bewusste Entscheidungen zu treffen. Ob du das Haushaltsbuch als klassisches Buch, per Excel-Tabelle oder per App führst, ist dabei ganz egal. Hauptsache, du hältst es ein paar Monate lang durch!
2.) Budget: Basierend auf deinem Haushaltsbuch kannst du dein verfügbares Einkommen in verschiedene Kategorien einteilen und ein Budget erstellen. Hierbei kann ich dir das 50-30-20 Budget oder das 6-Töpfe-Modell empfehlen. Ein Budget hilft dir, deine Ausgaben bewusst so zu leiten, wie sie zu dir passen.
3.) Notgroschen: Dein Notgroschen ist dein finanzielles Ruhekissen, das dich in Notfällen über Wasser hält. So ein Notfall kann sein, dass du deinen Partner verlassen möchtest und ein paar Wochen doppelte Miete zahlen musst, bis eure Wohnsituation geklärt ist. Oder, dass du deinen Job kündigst und drei Monate lang keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hast. Oder eine kaputte Waschmaschine zeitgleich mit einem kaputten Auto. Diese Situationen können emotional äußerst belastend sein; es ist gut, wenn du dir in solch einer Lage keine Sorgen um deine Finanzen machen musst.
Beschäftigen dich der Klimawandel oder andere Umweltprobleme und wirkt sich das auf deinen Lebensstil und dein Investmentverhalten aus?
Ja und ja. Nachhaltige Geldanlage, speziell ökologisch-nachhaltige Geldanlage, ist mein Herzensthema. Ich versuche, sowohl mein Konsumverhalten bewusst zu steuern, insbesondere durch reduzierten und nachhaltigen Konsum, als auch, bei meiner Geldanlage dieselben Werte anzuwenden. Wir sollten immer daran denken, dass jeder Kassenzettel ein Stimmzettel dafür ist, dass es dieses Produkt weiterhin gibt. Bei der Geldanlage achte ich insbesondere darauf, einige Branchen auszuschließen, die ich auf keinen Fall unterstützen möchte.
Was würdest du jemanden raten, der nachhaltig investieren möchte?
Zunächst ist es wichtig, die eigenen Werte zu kennen. Was bedeutet Nachhaltigkeit für mich? Habe ich bestimmte Präferenzen oder rote Linien? Die Werte sind aber auch in Bezug auf Risiko und Rendite wichtig, denn eine nachhaltige Geldanlage muss nicht unbedingt risikofrei sein. Es ist aber auch ein Irrglauben, dass nachhaltige Investitionen automatisch weniger Rendite bringen; eher im Gegenteil! Für die nachhaltige Geldanlage gelten dieselben Kriterien (Risiko, Rendite, Liquidität) wie für herkömmliche Geldanlage; die Nachhaltigkeit kommt als zusätzliche Dimension hinzu. Ich sollte mich also mit den klassischen Grundlagen der Geldanlage befassen, und die Nachhaltigkeit als I-Tüpfelchen sehen.
Nachhaltige Investitionen finde ich auch am sinnvollsten und sichersten. (Auch wenn natürlich nichts risikofrei ist) aber alle wird immer mehr auf Nachhaltigkeit ausgelegt (was auch gut so ist) und diverse Standards werden geändert. In herkömmliche Gebäude etc zu investieren kann nachher evtl noch zu Umbaukosten führen. Danke für diesen Interessanten Beitrag. LG Mandy