Gebana: Von der Kleinbauernfamilie direkt nachhause

Nachhaltigkeit, mehr Gerechtigkeit und mehr Qualität zu bezahlbaren Preisen: Seit über 20 Jahren engagiert sich Gebana weltweit für fairen Handel mit Bio-Produkten. Geschäftsführer Adrian Wiedmer erklärt uns im Interview, was es mit „weltweit ab Hof“ auf sich hat.

Mangoernte. Foto: Gebana

Wie ist Gebana entstanden und was ist seitdem passiert?

Angefangen hat alles mit der Bewegung der Bananenfrauen in den frühen 1970er Jahren, die bis heute unseren Firmengeist prägt. Die Gebana als Aktiengesellschaft existiert seit 1998. Das Ziel damals war, den fairen Handel mit biologischem Anbau und Wirtschaftlichkeit zu verbinden. Bis heute gab es viele Erfolge, aber auch immer wieder Rückschläge. Wir mussten viel lernen. Anderseits hat sich Gebana stets in schwierigen Regionen bewegt und sich schwierige Aufgaben gestellt. Unser erstes Produkt zum Beispiel war Bio-Soja aus Brasilien. Bio-Soja zu produzieren in einer Gegend, die geprägt ist von Monokulturen, von Großgrundbesitzern, von Regenwaldabholzung, von gentechnisch veränderter Soja – das ist eine Herausforderung. Wir hatten damals die erste Bio-Sojaernte vorfinanziert, doch der holländische Importpartner lieferte dann einfach an eigene Kunden statt an Gebana. Das bedeutete, dass sich unser Unternehmen gleich nach dem Start in einem Rechtsstreit befand.

Unser Ziel, in Brasilien Bio-Soja zu produzieren, haben wir jedoch nicht aus den Augen verloren: Wir haben seither viel investiert, wir haben, zusammen mit brasilianischen Universitäten und europäischen Maschinenherstellern unter anderem dazu geforscht, wie der Bio-Sojaanbau dank Direktsaat noch ökologischer werden kann. Doch auch in anderen Regionen waren und sind wir stark gefordert, beispielsweise in Westafrika. Das hält uns aber nicht zurück. Wir glauben an unsere Vision eines gerechteren Handels, und wir sehen trotz aller Rückschläge auch Erfolge. Gebana Brasil ist heute unser erfolgreichstes Tochterunternehmen, das außer Bio-Soja auch Weizen, Mais und Bohnen produziert. Alle Produkte ausser Soja und auch fast 50 Prozent der Soja werden heute im Biomarkt in Brasilien verkauft. Solche eigenständige Firmen aufzubauen ist unser grosses Ziel. Neben Brasilien haben wir das auch in Tunesien, Burkina Faso und Togo geschafft.

Adrian Wiedmer ist Geschäftsführer der gebana AG, die es seit 1998 gibt. Das Unternehmen arbeitet mit Kleinbauern aus der ganzen Welt zusammen.

Was ist das Besondere an Ihren Produkten? Warum kaufen Kunden bei Ihnen?

Dadurch, dass wir eine direkte Verbindung zwischen Produzenten und Konsumenten herstellen, schalten wir den Zwischenhandel wo immer möglich aus. Darum sind unsere Produkte sehr frisch und trotz hohem Standard dennoch bezahlbar. Unsere Verkaufseinheiten sind größer als im Detailhandel üblich, denn die wir belassen die Produkte möglichst so, wie sie im Ursprungsland abgepackt werden. So sparen wir zusätzliche Transporte und Verpackungsmaterial. Wo immer möglich ändern wir die Regeln des etablierten Handels zugunsten von Bauernfamilien, Mitarbeitenden und Kunden.

Was haben die Bauern von der Zusammenarbeit und welche Voraussetzungen müssen Sie erfüllen?

Wir schließen Verträge direkt mit Bauernfamilien ab und bezahlen ihnen einen Preis, der über den sonst üblichen Preisen liegt. Wir beraten sie im Bio-Anbau und unterstützen sie bei Zertifizierungen. Wir verarbeiten unsere Produkte möglichst lokal und schaffen so Arbeitsplätze. Die Produzenten müssen biologisch anbauen und in Familienbetrieben arbeiten. Bei immer mehr Produkten zahlen wir den Bauernfamilien außerdem zusätzlich zum üblichen Bio-Preis zehn Prozent unseres Umsatzes in der Schweiz.

Cashews und Mango aus Burkina Faso, aber auch Orangen und Granatäpfel aus Griechenland oder Mandeln aus Pakistan kann man im gebana Shop bestellen. Fotos: gebana.

Wie funktionieren die Crowdfundingprojekte?

Weltweit ernten und veredeln Kleinbauern und lokale Verarbeiter Produkte von außergewöhnlicher Qualität. Doch vielen dieser Produzenten fehlt ein guter und stabiler Markt. Über unsere Plattform Marktzugang können unsere Kunden direkt bei diesen Produzenten einkaufen und sie damit beim Zugang zum Markt unterstützen. Das Prinzip dabei heißt Crowdordering (auch Schwarm- oder Sammelbestellung) und ist ein neues Handelsmodell: Viele Konsumenten bestellen gemeinsam ein Produkt, um so eine minimale Liefermenge zu erreichen.

Was planen Sie für die nächsten fünf bis zehn Jahre?

Wir haben zwei große Ziele. Das eine ist auch in Deutschland und anderen Ländern Europas Fuß zu fassen. Heute verkaufen wir erst rund 20 Prozent unserer Produkte ausserhalb der Schweiz. Wir haben bereits in Berlin angefangen und stoßen auf sehr viel Interesse. Wir glauben deshalb, dass das Potenzial für unser Modell groß ist. Zweitens wollen wir weitere Lieferketten und selbständige Firmen in Entwicklungsländern aufbauen, die dann mit Kleinbauern biologische Landwirtschaft betreiben, Arbeitsplätze schaffen und auch die lokale Entwicklung vorantreiben. Wir glauben, dass das ein großer Beitrag zur Lösung unserer globalen sozialen und ökologischen Probleme ist.

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