Witzige Möhren & gute Schokolade – Mit ForestFinance und The GOOD FOOD gegen Lebensmittelverschwendung

Feinste Schokolade mit Ingwer, Chili oder Kardamom – die meisten Tafeln unsere ForestFinest-Edelbitterschokolade haben wir über den TreeShop an Schokoladenfans verkauft. Einige Tafeln sind jedoch übrig geblieben: Seit Dezember 2016 sind sie abgelaufen und fristen nun ein trübes Dasein in dunklen Kartons. Schade, denn auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, schmeckt sie natürlich immer noch lecker. Wir haben sie also an einen Supermarkt gespendet, der gegen Lebensmittelverschwendung kämpft und gute, aber abgelaufene Waren weiterverkauft: THE GOOD FOOD.

ForestFinance-Mitarbeiterin Janina Mai hat mit Gründerin Nicole Klaski geplaudert und berichtet hier von der Schokoladen-Übergabe-Aktion in Köln.

Janina Mai von ForestFinance und "THE GOOD FOOD"-Gründerin Nicole Klaski
Janina Mai von ForestFinance und „THE GOOD FOOD“-Gründerin Nicole Klaski mit jeder Menge guter Schokolade. Nicole Klaskis Hände wurden bei einem Besuch in Indien bemalt, wo sie während eines Workshops ihr Projekt vorgestellt hat. (Foto: Jana Dorn & Simon Veith von „nachhaltig fotografieren“)

Die Gemüseretter aus Köln

Strahlender Sonnenschein empfängt uns inmitten des üblichen Gewusels im belebten Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Hier, auf der Venloerstraße, direkt zwischen Bio-Eisladen und Punkrock-Kneipe, hat Anfang des Jahres „THE GOOD FOOD“ eröffnet – ein Supermarkt der besonderen Art. Krummes Gemüse, das sonst direkt auf dem Feld aussortiert wird, bekommt hier eine zweite Chance, genauso wie Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist. Genießbar (und lecker!) ist es nämlich meistens trotzdem noch.

So geht es auch unserer ForestFinest-Schokolade, die wir aus der Kakaoernte 2015 fertigen ließen – immer noch richtig lecker, aber seit Dezember 2016 abgelaufen. Deshalb stehe ich heute zusammen mit Nina Rattay aus dem ForestFinance-Team und einer großen Ladung bunt verpackter Edelbitterschokolade mitten in Köln Ehrenfeld. Den Laden haben wir schnell gefunden, ein Luftballon im Schaufenster verrät, worum es hier geht: „Liebe auf den zweiten Blick“ steht auf dem roten Herz geschrieben. Das bedeutet für Nicole Klaski, Gründerin des liebevoll eingerichteten Ladens, Lebensmitteln, die ansonsten in der Tonne landen, eine zweite Chance zu geben.

Nicole hat ein Ladenkonzept entworfen, in dem man neben abgelaufenen Lebensmitteln wie eingelegtem und eingewecktem Gemüse auch frisches, aber zu kleines, krummes oder außergewöhnliches Obst und Gemüse finden und zum „Zahl-was-du-willst“-Preis mit nach Hause nehmen kann. Auf Märkten und als Pop-up-Store auf Zeit ist sie mit „The GOOD FOOD“ schon länger unterwegs. Seit Anfang des Jahres gibt es nun das kleine Ladengeschäft in Köln. Wir wollen von ihr wissen, wie die Bilanz ist.

„Mega gut!“, strahlt sie. „Die Leute rennen uns die Bude ein. Es ist einfach wunderbar zu sehen, dass die Menschen sich wirklich freuen hier herzukommen.“ Sie nickt mit dem Kopf in Richtung eines Kunden, der gerade schwer beeindruckt im Gespräch mit einem Mitarbeiter ist. „So was motiviert natürlich ungemein weiterzumachen, dieses ganze direkte Feedback der neuen Kunden. Ich gebe mich zwar nicht der Illusion hin, dass das ganz von alleine so bleibt, aber ich hoffe natürlich, dass wir die positive Energie aus der Startphase mitnehmen können.“

Ein gutes Team: The GOOD FOOD & ForestFinest-Schokolade

Nachdem unsere Schokoladensorten Ingwer und Chili ausgiebig im Laden getestet und für lecker befunden wurden, sortieren wir die Tafeln gemeinsam in einen alten Apotheker-Schrank. Die Edelbitterschokolade reiht sich hier neben Wildkräutersaatgut, Buchweizenmehl, aber auch abgelaufenem Bier von der Brauerei um die Ecke ein. Wir erzählen Nicole von ForestFinance, unseren Kakao-Wäldern in Panama und Peru und unserem Tree-to-Bar-Prinzip. Nicole ist sich sicher: „Die Schokolade kommt bestimmt super gut an. Viele unserer Kunden sind sehr interessiert und wollen alles wissen: Wo kommt her, was ich esse, wir ernähre ich mich eigentlich? So eine Geschichte wie eure ist super. Bei euch kann man wirklich sagen: Bean to Bar – hier kann man die ganze Wertschöpfungskette überblicken“.

Edelbitterschokolade wird in die Regale geräumt.
Tschüss Schoki! Die verschiedenen Sorten der Edelbitterschokolade räumen wir gemeinsam in die Regale. (Foto: Jana Dorn & Simon Veith – von „nachhaltig fotografieren“)

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Ständig betreten neue Kunden den kleinen Laden. Gemeinsam betrachten wir eine Ladung krummer Karotten und küren die schönste – beziehungsweise krummste – Karotte aus dem Haufen; so verschlungen wie sie ist, erinnert sie uns vage an eine Umarmung. „Was haben Sie denn noch so?“, fragt eine neue Kundin. „Da hinten gibt es noch veganes Grillgut, Müsli, Saatgut, Essig, Chiasamen und ganz viel neue, leckere Schokolade.“ Die Kundin belässt es bei den krummen Möhren und möchte wissen, wie viel sie dafür zahlen soll. „Ach, die paar Möhren, die können Sie so mitnehmen. Kommen Sie einfach wieder!“, sagt Nicole.

So werden also aus Nachbarn Stammkunden gemacht! Die Menschen, die den Laden betreten, könnten insgesamt unterschiedlicher nicht sein: Vom Geringverdiener, der sich über günstiges Gemüse freut, bis zum Öko-Lebensmittelretter, der der guten Sache wegen hier einkauft, ist alles dabei. Mit einigen unterhalte ich mich in der Stunde, die wir im Laden sind, und es wird klar: Nicht nur die Sache ist gut, sondern eben auch die Lebensmittel und besonders die Mischung aus Produkten und Menschen, die sich hier begegnen.

Ein Ende der Wegwerfgesellschaft muss her

Ein Umdenken in Sachen Lebensmittelverschwendung ist dringend notwendig: WWF-Berechnungen zufolge werden allein in Deutschland jährlich rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Seitens der Politik hat es in den letzten Jahren zwar viele Ankündigungen gegeben, aber während Supermärkte in Frankreich schon gesetzlich verpflichtet sind, Lebensmittelreste zu spenden, tut sich in Deutschland wenig. Kreativität ist also gefragt – auch um Menschen überhaupt für das Thema zu sensibilisieren. „Wichtig ist, dass das Thema Lebensmittelverschwendung bei uns im Laden einfach ganz anders ‚rübergebracht wird“, betont Nicole. „Hier hebt niemand belehrend den Zeigefinger. Wir zeigen, wie viel Spaß das macht, etwas Gutes zu tun: Wer hat schon witzige Möhren und Kartoffeln in Herzform? Die Kunden tauschen sich über Rezepte aus und fragen sich gegenseitig: ‚Was hast du eigentlich aus den riesigen Kartoffeln von neulich gemacht?‘. Es entsteht eine richtige Community.“

Besonders wichtig: Die Gemeinschaft

Gemeinschaftlichkeit und reger Rezepte-Austausch sind also das Geheimrezept gegen Lebensmittelverschwendung. Zusätzlich müssen aber vor allem die Produzenten umdenken und Läden wie „THE GOOD FOOD“ regelmäßig mit Nachschub versorgen. Ich möchte von Nicole wissen, woher die anderen Spenden für den Laden kommen und ob sie ihre Regale regelmäßig befüllen kann.

„Wir haben ein paar feste Kooperationen, insbesondere Bauern, zum Beispiel den Lammertzhof. Das ist ein Bioland-zertifizierter Bauernhof aus der Region. Von hier bekommen wir ganz viel Gemüse aus der Nachernte, das sonst auf dem Feld liegen bleibt. Generell unterstützen viele Biobetriebe unseren Supermarkt, Byodo oder Govinda beispielsweise. Neulich haben wir ganz viel Müsli der Firma Barnhouse bekommen, und gerade, ganz frisch, Kokosnussöl von Tropicai. Es ist immer eine Überraschung für den Kunden, was letztlich in den Regalen steht.“

Unsere ForestFinest-Schokolade scheint mir bei „THE GOOD FOOD“ in ganz vorzüglicher Gesellschaft zu sein. Deshalb verabschieden wir uns auch bald und fragen zum Schluss noch nach einem Ausblick in die nähere Zukunft: „Der Laden läuft gut. Wir können locker unsere Miete abdecken und die Logistik können wir auch zahlen. Was wir noch nicht können, ist die Leute bezahlen, die hier arbeiten – wir arbeiten alle ehrenamtlich. Eine richtige Stelle wäre als nächstes toll!“, sagt Nicole.

Allen, die gute Schokolade oder besonderes Gemüse zum Zahl-was-es-dir-wert-ist-Preis ergattern möchten und nebenbei richtig nette Lebensmittelretter kennenlernen wollen – denen lege ich einen Besuch bei THE GOOD FOOD“ in Köln als Herz.

Übrigens: Auch unser ForestFinance-Kakao hat eine rosige Zukunft vor sich! Zurzeit steckt er zum Beispiel in den köstlichen Schokoladenkreationen von CocoaFair, die in unserem TreeShop erhältlich sind. Schauen Sie doch mal vorbei!

ist Teil des Kommunikationsteams bei ForestFinance. Sie schreibt gerne über Nachhaltigkeitstrends, Tiere und Grünes im Netz.

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