Wer sich für Esskultur interessiert, ist vielleicht schon einmal über seine Website Urgeschmack gestolpert: Felix Olschewski veröffentlicht regelmäßig frei zugängliche Denkanstöße und Ratgeber rund um das Thema und leistete in Deutschland Pionierarbeit zur kritischen Auseinandersetzung mit der Paleo-Ernährung. Außerdem ist er Mitglied der Internationalen Produzenten Organisation, der IPO eG. Darin sieht er die Chance, Erzeuger mit Verbrauchern zu verbinden und die Wertschätzung für sozialverantwortlich produzierte Lebensmittel zu fördern. Im Interview erzählt er, was er sonst noch mit Urgeschmack erreichen möchte und was er von ForestFinance hält.
ForestFinance: Auf deiner Website Urgeschmack schreibst du schon seit 2009 über Essen und Esskultur und hast seitdem auch mehrere Kochbücher veröffentlicht. Auch bist du in Deutschland einer der Vorreiter in Sachen Paleo-Diät. Wie ist es dazu gekommen?
Felix Olschweski: Urgeschmack entstand aus meiner eigenen Ernährungsumstellung und dem Wunsch, anderen Menschen zu helfen. Heute unterstützt die Website täglich viele Tausend Menschen auf dem Weg zu ihrer eigenen optimalen Ernährung. Das geht dank des Internets kostenlos, der Zugang ist frei für alle. Die Steinzeiternährung oder Paleo-Diät dient für viele als Trittstein auf dem Weg zu einer besseren Ernährung. Urgeschmack war die erste Seite im deutschsprachigen Raum, die sich eingehend – allerdings auch kritisch – mit der Paleo-Ernährung befasst hat und ist noch heute eine wichtige Anlaufstelle dafür. Im Mittelpunkt steht bei mir jedoch Essen als Ganzes. Gesunde und nachhaltige Ernährung funktioniert nicht ohne eine gepflegte Esskultur. Dazu gehört mehr als eine Liste mit Ge- und Verboten.
Was macht Urgeschmack besonders?
Urgeschmack erkennt die Individualität aller Menschen an und geht nicht davon aus, es gebe eine Standardlösung für alles. Im Mittelpunkt stehen gut lesbare und sorgfältig recherchierte Artikel und Denkanstöße, die jedem Leser auf dem eigenen Weg Hilfestellung bieten. Damit hebt Urgeschmack sich von der Masse der Ernährungsblogs ab, die sich einer einzigen Lösung verschrieben haben oder schlecht recherchierte Meldungen wiederkäuen.
In deinem Blog widmest du dich auch dem Thema Nachhaltigkeit. Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich?
Nachhaltig ist eine Handlung nur, wenn sie die natürliche Wiederherstellungsfähigkeit der für sie notwendigen Mittel achtet. Im Bereich der Ernährung steht fest: Wir sind auf unsere Böden angewiesen zur Erzeugung von Nahrung. Nachhaltige Landwirtschaft muss deswegen die Fruchtbarkeit unserer Böden wenigstens erhalten, am besten jedoch mehren. Nur dann können kommende Generationen sich überhaupt ernähren.
Was empfiehlst du Menschen, die nachhaltig und gesund leben möchten, als erste Schritte?
Grundlage unserer Zivilisation ist die Landwirtschaft. Ohne sie gibt es keine Arbeitsteilung, keine Ärzte und Orchester, keine Kunst, keine Regierung. Die Welt wie wir sie kennen fußt auf der Landwirtschaft. Sie produziert unsere Nahrung und deswegen führt der wichtigste, zugleich aber auch einfachste Schritt auf dem Weg in ein nachhaltiges und zugleich gesundes Leben direkt zum nachhaltig wirtschaftenden Landwirt. Er bewirtschaftet täglich den Boden in unserem Namen und durch seine Erzeugnisse können wir uns mehrmals täglich für Nachhaltigkeit und Gesundheit entscheiden.
Woher kennst du die IPO und ForestFinance?
Ein Freund von mir ist Geschäftsführer der sozialverantwortlichen Schokoladenmanufaktur Cocoáfair in Kapstadt, Südafrika. Durch seine Arbeit habe ich zunächst ForestFinance als das Unternehmen kennengelernt, das in Mittelamerika Kakao auf nachhaltige Weise erzeugt. Der Kreis zur IPO schloss sich erst einige Zeit später, als ich einen Nachfolger für meinen Vertrieb der Cocoáfair-Schokolade in Deutschland suchte. So lernte ich den IPO-Geschäftsführer, Olaf van Meegen, kennen. Der Treeshop der IPO bot sich als geeignete Infrastruktur für die Übernahme des Cocoáfair-Vertriebs an und so sind wir übereingekommen.
Warum bist du Mitglied in der IPO geworden?
Das schien mir die logische Folge meiner Vergangenheit mit Cocoáfair und meiner Rolle als eine Art Botschafter in diesem Fall. Ganz abgesehen davon finde ich den Gedanken hinter der IPO richtig und wichtig und mehr: Olaf ist als Geschäftsführer jemand, der das Steuer beherzt anpackt und den Kahn auf dem Weg zum Ziel hält, statt zu grübeln, woher wohl die nächste unberechenbare Welle kommen mag.
Was hältst du von dem ForestFinance-Geschäftsmodell, nachhaltig bewirtschaftete Wälder und Kakaowälder als Investment anzubieten?
Von solchen Investmentmodellen verstehe ich wenig und die Details finde ich schrecklich langweilig. Deswegen betrachte ich das pragmatisch: Das Modell sieht schlüssig aus und bislang scheint alles in Ordnung zu sein. Kein Regelwerk, kein Rating, keine Analyse kann jedoch ersetzen, was am Ende wirklich zählt: Die Menschen dahinter. Mein Eindruck von denen ist bislang: Das sind anständige Personen mit aufrichtigem Interesse an diesem Projekt und wofür es steht. Das ist ein starker Eindruck und je länger er steht, desto sicherer bin ich mir dessen.
Was wünschst du dir für die Zukunft der IPO und Urgeschmack?
Möge unser ständiges Streben nach Verbesserung nicht enden. Wer sich auf seinen Errungenschaften, seien das Zertifikate oder Ziele ausruht, der vergeudet Zeit, in der er die Welt zu einem noch besseren Ort machen könnte.