Fünf Fragen an: Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum Thema nachhaltige Vermögensverwaltung

Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) hat einen Teil des Stiftungsvermögens bei ForestFinance investiert. Wir haben mit Jörg Litwinschuh-Barthel, Geschäftsführender Vorstand der BMH, darüber gesprochen, wie es dazu kam und was er anderen Stiftungen empfiehlt.

Jörg Litwinschuh-Barthel, Geschäftsführender Vorstand der BMH. Foto: BMH | Sabine Hauf

Welches sind die Hauptziele der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld?

Unsere Stiftung wurde 2011 von der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium der Justiz, errichtet. Benannt ist sie nach dem jüdischen Arzt, Sozialisten und Mitbegründer der ersten deutschen Homosexuellenbewegung Dr. med. Magnus Hirschfeld (1868-1935). Hauptziele der Stiftung sind die Förderungen von Bildung und Forschung, um die nationalsozialistische Verfolgung Homosexueller in Erinnerung zu halten, das Lebenswerk Hirschfelds bekannter zu machen sowie der Diskriminierung derjenigen Menschen entgegenzuwirken, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität benachteiligt werden.

Worin bestehen die Grundlagen der Anlagenpolitik der Hirschfeld Stiftung?

Unsere Anlagestrategie beruht auf den Grundsätzen unserer Vermögensverwaltung, die wir in regelmäßigen Abständen überprüfen: Wir möchten Rendite erzielen, ökologisch, nachhaltig und sozial verantwortlich anlegen. Das ist gerade in „zinslosen“ Zeiten eine große Herausforderung für fast jede Stiftung. Daher haben unsere Vermögensverwalter gemeinsam mit mir eine Anlagepolitik entwickelt, die sowohl zu einem auskömmlichen Ertrag führt als auch das Vermögen langfristig sichern hilft.

Warum haben Sie sich entschieden, bei ForestFinance zu investieren?

Ohne Wald hat die Menschheit keine Zukunft: Staat und Gesellschaft sollten viel stärker in Wiederaufforstung und in den Umbau bestehender Wälder – Stichwort „weg von den Monokulturen“ – investieren. Egal ob in Europa oder zum Beispiel in Südamerika. Jeder neue Baum hilft. Unserer Stiftung ist eine nachhaltige Vermögensanlage wichtig, die auch Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten übernimmt: Wenn wir beispielsweise keine Regenwälder mehr haben und sich dadurch die Klimakrisen noch mehr verschärfen, dann gefährdet das letztendlich auch unsere Demokratien und verstärkt gesellschaftliche Probleme und Ungleichheit. Darunter würden auch LSBTIQ-Menschen sehr zu leiden haben.

Die Zusammensetzung des Vermögens der Hirschfeld Stiftung, Stand viertes Quartal 2018: 8,7 Prozent des Gesamtbetrags wurden in Wald und Kakao investiert. Quelle: Tätigkeitsbericht der Hirschfeld Stiftung

Was würden Sie anderen Stiftungen in Sachen nachhaltige Vermögensverwaltung raten?

Ich bin grundsätzlich zurückhaltend darin, anderen Stiftungen etwas zu raten: Es hängt immer auch von der Stifterin, dem Stifter ab, welche Risiken man auch bereit ist einzugehen und wie viel Mittel eine Stiftung benötigt, um ihre Zwecke erfüllen zu können. Es gibt keine risikolose Vermögensanlage; das gilt auch beim Thema Nachhaltigkeit: Wer aus Angst vor Risiken „mündelsicher“ anlegen will, sollte heutzutage keine Stiftung führen. Kleinen Stiftungen würde ich raten, sich zusammenzutun und gemeinsam nachhaltig anzulegen: Das spart letztendlich Kosten bei der Vermögensverwaltung und alle profitieren von den Erfahrungen.

Was sind Ihre aktuellen Herausforderungen und Pläne für die nächsten fünf Jahre?

Unsere Herausforderungen sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie die Anpassung der Vermögensanlage an sich verändernde Rahmenbedingungen: Da die Gefahr von Finanz- und Wirtschaftskrisen steigt und damit auch die Inflation, werden wir unsere Vermögensumlage behutsam umbauen und den Sicherheitsaspekt stärken. Dies wird im Gegenzug leider zu geringeren Erträgen führen. Daher wird das Einwerben von weiteren staatlichen und privaten Förderungen zukünftig mindestens so wichtig sein wie die Vermögensanlage, um planbare, regelmäßige Einnahmen zu haben.

Zum Weiterlesen: Die Website der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

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