Fünf Fragen an Veronica Veneziano von der Biodiversity in Good Company Initiative

Veronica Veneziano, Geschäftsführerin der Initiative „Biodiversity in Good Company“. Foto: Frank Nürnberger

Schon zum sechsten Mal veröffentlicht ForestFinance einen Fortschrittsbericht Biodiversität und informiert damit KundInnen und InteressentInnen über Unternehmensaktivitäten zur Förderung der Artenvielfalt. Wir haben das zum Anlass genommen, Veronica Veneziano, Geschäftsführerin der Initiative „Biodiversity in Good Company“ zu fragen, warum sich Mitgliedsunternehmen der Organisation zur Erstellung des Berichts verpflichten und welche Ideen dahinterstehen.

Wie sind Sie zur „Biodiversity in Good Company“-Initiative gekommen und was haben Sie davor gemacht?

Auf unsere Initiative bin ich über meine Tätigkeit bei Marktschwärmer, einer digitalen Plattform für regionale Lebensmittel mit Community Management, aufmerksam geworden. Der französische Start-up hat 2014 sein Scale-up in Europa gelauncht und ich habe für sie als Netzwerkleiterin die strategische Entwicklung sowie das Vermarktungskonzept für den deutschen Markt mitgestaltet und aufgebaut. Beruflich beschäftige ich mich allerdings bereits seit 2006 mit dem Thema biologische Vielfalt beziehungsweise Agrobiodiversität. Ich habe circa zehn Jahre als Program Director für die Nichtregierungsorganisation Slow Food und die damit verbundene Slow Food Foundation for Biodiversity gearbeitet und unter anderem Projekte im Bereich nachhaltige Lebensmittelsysteme und Esskultur im deutschsprachigen und nordischen Raum geleitet.

Was sind Ihre persönlichen Ziele als Geschäftsführerin der Initiative?

Mein Ziel ist es, die bislang sehr gut aufgebaute Struktur der Initiative gesund zu halten und nachhaltig zu ihrer Weiterentwicklung beitragen zu können. Außerdem liegt es mir am Herzen, die Katalysator-Funktion der Initiative auf nationaler und internationaler Ebene zu verstärken.

Warum ist es wichtig, dass Unternehmen wie ForestFinance Teil der Initiative sind?

Der Ansatz von ForestFinance ist sehr klar, einheitlich und konsequent. Ich finde, dass solche Unternehmen der Beweis dafür sind, dass anders zu wirtschaften nicht nur möglich ist, sondern sich lohnt, krisenresistent und zukunftsfähig ist. Die Tatsache, dass Unternehmen wie ForestFinance sich für biologische Vielfalt konkret und vorregulatorisch engagieren, zeigt ganz eindeutig, dass Investments im Einklang mit der Natur langfristig profitabel sind und der einzige Weg, um die Grundlagen unseres Wirtschaftens zu erhalten. Pionierunternehmen inspirieren andere und können viel bewegen, sei es in der Wirtschaft, in der Kultur oder allgemein in der Gesellschaft.

Die Mitgliedsunternehmen müssen regelmäßig Fortschrittsberichte veröffentlichen. Was hat es damit auf sich?

Die Mitglieder der Initiative erklären sich freiwillig dazu, im zweijährigen Rhythmus über ihre Fortschritte sowie Herausforderungen im Bereich biologische Vielfalt zu berichten. Der Fortschrittsbericht ist ein Meilenstein der Initiative, ein konkretes Commitment, mit dem die Unternehmen unter anderem die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf Biodiversität offenlegen, transparent kommunizieren und dokumentieren sowie eine realistische und überprüfbare Zielsetzung festlegen.


Bereits zum sechsten Mal in Folge veröffentlicht ForestFinance einen Biodiversitätsfortschrittsbericht und dokumentiert damit seinen Beitrag zur biologischen Vielfalt. Der Bericht richtet sich nach den sieben Punkten der Leadership-Erklärung der „Biodiversity in Good Company“ Initiative und dient als Nachweis für das fortwährende Engagement für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt.

Der aktuelle Bericht erscheint auf Deutsch und Englisch und enthält fundierte Daten und Fakten zur Artenvielfalt in ForestFinance-Wäldern und -Agroforsten. Darüber hinaus gibt er einen Überblick über die zahlreichen Aktivitäten des Unternehmens in diesem Bereich.


Hat sich die Pandemie auf Ihre Arbeit ausgewirkt? Was wünschen Sie sich und Ihrer Organisation für die Zeit danach?

Die Pandemie hat sich am Anfang auf mein Umfeld wie bei vielen anderen als Systemsprenger herausgestellt. Im beruflichen Kontext hat es Änderungen der Tages- sowie Monatsplanung und Absage-Management von lang geplanten Veranstaltungen bedeutet. Das Arbeitsfeld hat sich außerdem vom familiären Raum nicht gut trennen lassen. Nach den ersten Wochen konnten wir jedoch ein wachsendes Interesse an unserem Thema feststellen. Wir – Dr. Katrin Reuter, die die Geschäftsführung der Initiative bis Februar 2021 getätigt hat, und ich – kamen auf die Idee, eine Rubrik von ausgewählten Artikeln der nationalen und internationalen Presse über die Zusammenhänge von Pandemien mit dem Verlust der Biodiversität auf die Webpage zu stellen. Wir haben sehr gutes Feedback erhalten und mein Eindruck war, dass für viele, die selbst das Wort Biodiversität als sperrig und abstrakt wahrgenommen haben, das Thema doch etwas konkreter und greifbarer wurde und immer mehr neue Interessierte nach Unterstützung und praktischen Ansätzen suchten.

Ich hoffe, dass infolge der dramatischen Erfahrung vom letzten Jahr ein stärkeres Umweltbewusstsein entsteht und der so vehement gewünschte Paradigmenwechsel an Fahrt aufnimmt. Die Biodiversity in Good Company Initiative ist seit über zehn Jahren in diesem Bereich aktiv. Das Niveau des fachlichen Austauschs, der im Rahmen unserer Treffen stattfindet, ist sehr hoch. Ich wünsche der Initiative, dass auch neue Unternehmen, KMU sowie Konzerne, die Integration von biologischer Vielfalt in ihrem Management als Chance wahrnehmen, und sich somit diesem fruchtbaren Austausch sowie der Transformation anschließen möchten. Es ist selbstverständlich, dass eine wirtschaftliche Transformation Zeit und Ressourcen benötigt, aber der Wille dafür spielt eine entscheidende Rolle.

Ich selbst wünsche mir das Wachstum der Initiative langfristig begleiten und mitgestalten zu können. Seit der letzten Mitgliederversammlung beteiligen wir uns – meine Kollegin Lotte Hönning, die seit März in der Initiative als Projektmanagerin tätig ist, und ich – an der Arbeit des Visionsteams, die derzeit die neue Vision bis 2030 entwickelt. Ich hoffe damit Utopie zu säen, um bald Realität zu ernten.

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