Welche Treibhausgase gab es noch mal? Und warum hört man eigentlich immer nur von Kohlendioxid, wenn es doch verschiedene davon gibt? Wie funktionierte der Emissionshandel doch gleich? Wenn Sie kurz vor der COP 23 Ihr Klimawissen noch einmal auffrischen möchten, dann haben wir hier die Antworten für Sie!
Was sind Treibhausgase und warum sind sie schädlich?
Eigentlich sind Treibhausgase ganz natürlich – in der richtigen Dosis. Sie befinden sich in der Luft und sorgen dafür, dass sich die durch die Sonne erzeugte Wärme dort länger hält. Ohne sie würde uns ganz schön kalt werden.
Seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert aber setzen wir vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, also zum Beispiel von Kohle und Öl, mehr Treibhausgase frei, als gut ist. Sie sammeln sich in der Atmosphäre an und heizen unseren Planeten auf: die globale Erwärmung.
Wenn wir so weitermachen, dann könnte sich das Klima langfristig auf über fünf Grad Celsius erhöhen, schätzen Klimaforscher. Mit dramatischen Folgen: Das arktische Eis würde schmelzen, ins Meer fließen und die Meeresspiegel steigen lassen – auch, weil sich ausdehnt, was erwärmt wird. Anderenorts würde die Erde austrocknen und extreme Wetterereignisse wüten. Mit unabsehbaren Folgen.
Klimaforscher und Umweltschützer fordern daher die Energiewende: Statt fossiler Brennstoffe sollen wir erneuerbare Energien wie Windenergie oder Wasserkraft nutzen. Diese verursachen keine Treibhausgase und sind quasi unbegrenzt verfügbar.
Zehn Jahre nach dem Klima-Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore ist das Thema brisanter denn je. Prompt folgte die Fortsetzung „Immer noch eine unbequeme Wahrheit“, die eine wichtige Botschaft hat, aber vor allem Al Gore als Klimahelden inszeniert. Video: Paramount Pictures
Viel heiße Luft: die Treibhausgase
Die Nummer eins unter den Treibhausgasen ist Kohlendioxid (CO2) – und zwar, weil wir davon ganz besonders viel produzieren. Es entsteht auf natürliche Weise, wenn Menschen und Tiere es ausatmen. Leider pufft es auch aus unseren Schornsteinen und hat damit dafür gesorgt, dass die Kohlendioxid-Konzentration in der Luft seit 250 Jahren laut dem Bundesumweltamt um ungefähr 40 Prozent gestiegen ist. Weil Kohlendioxid in besonders großen Mengen ausgestoßen wird und in der Atmosphäre vorhanden ist, wo es zudem länger verweilt als zum Beispiel Methan, ist es das bedeutendste Treibhausgas, das meist stellvertretend für die Summe aller Treibhausgase genannt wird. Manchmal wird auch von CO2-Äquivalenten (CO2e) gesprochen. Dabei wird die Wirkung anderer Treibhausgase mit der von Kohlendioxid verglichen, um diese umrechnen zu können. Beispielsweise beträgt das Treibhauspotenzial von einem Kilogramm Methan etwa so viel wie von 25 Kilogramm Kohlendioxid; es wird also mit 25 kg CO2e bemessen.
Methan (CH4) brennt gut. Es ist nicht nur in Kuhpupsen, sondern auch in Erdgas enthalten, das wir gerne zum Heizen oder zum Kochen einsetzen.
Der Name sagt es schon: wenn wir Lachgas (N2O) einatmen, müssen wir lachen. Zum Lachen ist es aber eigentlich gar nicht: Auch wenn von diesem Gas nur sehr geringe Menge in der Atmosphäre enthalten ist, ist seine Wirkung doch beträchtlich, denn es erwärmt die Luft besonders stark.
Zuguterletzt kommen die F-Gase, die so heißen, weil sie Fluor enthalten. Diese haben eine Sonderrolle, denn im Gegensatz zu den zuvor genannten kommen sie normalerweise nicht in der Luft vor. Sie wurden künstlich von uns erzeugt und sind besonders hitzige Gemüter: ihre Wärmewirkung übersteigt selbst die des Lachgases.
Wir müssen reden: Darum geht es bei der COP
Angesichts der erwähnten Bedrohungen, haben sich die Staaten der Erde zusammengerauft und die Weltklimakonferenz ins Leben gerufen – und das schon im Jahr 1979! Damals fachsimpelten noch Experten der UNO-Unterorganisationen in Genf über Klimaanomalien. Erst 13 Jahre später fand dann ein weiterer Klimagipfel in Rio statt, an dem immerhin 130 Staatsoberhäupter teilnahmen. Der Klimawandel war in greifbare Nähe gerückt. Das Ergebnis der Konferenz waren die Klima-Rahmenkonvention und der Weltklimarat, der helfen sollte, sie umzusetzen. Seitdem erhalten wir von ihm regelmäßig Sachverstandsberichte, in dem die wissenschaftlichen Ergebnisse über den Klimawandel zusammengefasst werden. In Rio wurde außerdem die Weltklimadiplomatie eingeführt, die den Vereinten Nationen untersteht und die sich auf den jährlichen UN-Klimakonferenzen – den COPs – trifft. Die erste COP fand 1995 in Berlin statt, die zukünftig nächste, die COP 23, steht Ende des Jahres in Bonn an. In der langen Folge der letzten 22 Klimagipfel sticht die von 1997 heraus, da dort das Kyoto-Protokoll (siehe Glossar) als verbindliches Klima-Abkommen vereinbart wurde. 2012 ist es ausgelaufen, wurde aber von einem Nachfolgeabkommen abgelöst. Ein weiterer wichtiger Beschluss war die Einrichtung des Grünen Klimafonds bei der Klimakonferenz 2010 in Cancún. 2014 war die Freude groß: mit 9,3 Milliarden US-Dollar wollten die Industrieländer für die Entwicklungsländer vorsorgen, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden würden. Mit der Regierung Trump kam dann der Schock. Hatte sein Vorgänger Präsident Barack Obama noch zugesagt, drei Milliarden US-Dollar zum Klimafonds beizutragen, ließ Präsident Donald Trump die Zahlungen prompt wieder einstellen. Eine Milliarde war bereits überwiesen – immerhin. Bisher lassen sich die restlichen Staaten davon nicht beirren und halten weiterhin an ihren Beschlüssen fest.
Möchten Sie sich ansehen, in welchen Räumlichkeiten die COP23 stattfindet? Hier könen Sie einen virtuellen Rundgang machen. Video: UNFCCC
Emissionshandel: Ablassbriefe für Klimasünder
In diesem Klima-Abkommen wurde zum Beispiel der Emissionshandel vereinbart. Dieser sollte energieintensive Unternehmen zu einem klimafreundlicheren Handeln bewegen. Jedes betroffene Unternehmen erhielt eine bestimmte Menge dieser Zertifikate, wobei ein Zertifikat jeweils zur Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid berechtigt. Wer mehr ausstößt, muss Zertifikate anderer Unternehmen kaufen, die weniger verbraucht haben. Soweit, so gut. In der Realität hat dies leider wenig bis gar nicht funktioniert. Die Zertifikate wurden viel zu großzügig verteilt, sodass es zu einer regelrechten Schwemme auf dem Markt kam. Die Klimaschutzwirkung: laut Greenpeace und anderen Umweltorganisationen bisher praktisch gleich null.
Klimaschutz geht auch freiwillig
Neben dem offiziellen Handel mit den Emissionsrechten besteht auch noch ein freiwilliger Markt. Hier können Unternehmen die nicht weiter reduzierbaren Emissionen klimaneutral stellen – zum Beispiel durch Aufforstungsprojekte, denn Wald bindet beim Wachsen Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Wichtig ist dabei, dass die Projekte entsprechend zertifiziert sind, denn nur, wenn sie langfristig angelegt sind und ökologischen sowie sozialen Mehrwert aufweisen, sind sie auch wirklich vorteilhaft (siehe auch unser Interview mit NABU-Klimaexperte Sebastian Scholz). „CO2OL Tropical Mix“ von ForestFinance ist solch ein Projekt. Im Jahr 2010 bekam es eine einzigartige Auszeichnung: Es wurde dreifach gemäß den damals geltenden strengsten Standards von FSC, CarbonFix und CCB Standards zertifiziert und folgte als erstes Projekt seiner Art dem vom WWF empfohlenen „Meta-Standard“ für Wald-Klimaschutzprojekte. Vier Jahre später absolvierte Tropical Mix erfolgreich die „Performance Certification“ des nun aktuellen Gold Standard und führte damit schon wieder zu einer Premiere: Dank dieses Klimaprojekts gab es erstmals verifizierte CO2-Zertifikate aus einem nach Gold Standard zertifizierten Aufforstungsprojekt. Die nachhaltige Aufforstung von Mischwäldern und der hohe Anteil einheimischer Baumarten ermöglichen ein Ökosystem, welches durch gezielte Planung von Trittsteinbiotopen zerstörten Lebensraum wiederherstellt. Teil des Projektes ist unser Schutzwald, der auf einer Fläche von 870 Hektar Kohlendioxid bindet – und das ganz nebenbei: Ein Hektar Schutzwald bindet, basierend auf wissenschaftlichen Studien und konservativen Annahmen, genauso viel Kohlendioxid, wie ein Deutscher im Durchschnitt innerhalb von 20 Jahren verbraucht.
Glossar wichtiger Klimaschutz-Begriffe:
Clean Development Mechanism: Industriestaaten, die sich im Rahmen des Kyoto Protokolls (siehe unten) verpflichtet haben, ihre Emissionen zu senken, führen ein Klimaschutzprojekt in einem Entwicklungsland durch und erhalten dafür Emissionszertifikate (siehe unten). Die Projekte müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen.
COP23: Die UN-Kimakonferenz in Bonn 2017 (kurz auch COP23 für United Nations Framework Convention on Climate Change, 23nd Conference of the Parties) ist gleichzeitig das 13. Treffen zum Kyoto-Protokoll (siehe unten). Sie findet vom 6. Bis 17. November 2017 auf dem UN-Campus in Bonn statt. Teilnehmer sind die Mitgliedsstaaten des UNFCCC (kurz für United Nations Framework Convention on Climate Change, also das Rahmenübereinkomme der Vereinten Nationen über Klimaänderungen). Mehr unter www.cop23.de
Emissionszertifikate bzw. -rechte: Die Emissionszertifikate sind ein Instrument, um energieintensive Unternehmen zu einem klimafreundlicheren Handeln zu bewegen. Jedes betroffene Unternehmen erhält eine bestimmte Menge dieser Zertifikate, wobei ein Zertifikat jeweils zur Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid berechtigt. Wer mehr ausstößt, muss Zertifikate anderer Unternehmen kaufen, die weniger verbraucht haben.
Evapotranspiration: Die Summe der Verdunstungen aus Tier- und Pflanzenwelt sowie von Boden- und Wasseroberflächen.
Internationaler Emissionshandel: Der internationale Emissionshandel funktioniert ähnlich wie der Handel mit Emissionshandel zwischen Unternehmen, nur dass er zwischen Industrieländern stattfindet. Jedes Land bekommt eine bestimmte Menge an Emissionsrechten bzw. Emissionszertifikaten zugeteilt. Werden diese nicht ausgeschöpft, können sie an andere Länder meistbietend verkauft werden.
Joint Implementation: Zwei Länder, die sich beide im Rahmen des Kyoto-Protokolls (siehe unten) verpflichtet haben, ihre Emissionen zu senken, starten ein gemeinsames Klimaschutzprojekt.
Kohlenstoffsenke: Ein Reservoir, das Kohlenstoff aufnimmt und speichert, zum Beispiel Wälder und Moore.
Kyoto-Protokoll: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen das nach dem Ort der Klima-Konferenz (Kyōto in Japan) im Jahr 1997 benannt wurde und ein Zusatzprotokoll mit dem Ziel des Klimaschutzes beinhaltet.
Kyoto-Mechanismen: Es gibt drei Mechanismen im Kyoto-Protokoll, die dafür sorgen sollen, dass die Staaten, die sich Klimazielen verpflichtet haben, diese auch erreichen. Diese sind der Internationale Emissionshandel, Joint Implementation und Clean Development Mechanism.
REDD+-Safeguards: REDD+ steht für „Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation and the sustainable management of forests and enhancement of forest carbon stocks in developing countries“ und heißt auf Deutsch etwa „Verringerung von Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung sowie die Rolle des Waldschutzes, der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und des Ausbaus des Kohlenstoffspeichers Wald in Entwicklungsländern“. Es ist ein Konzept der Vereinten Nationen, das Waldschutz attraktiv machen soll, indem dem in den Wäldern gespeicherten Kohlenstoff ein finanzieller Wert zugewiesen wird. Die sogenannten REDD+-Safeguards sind Absicherungsmaßnahmen, die sicherstellen sollen, dass Waldschutzprojekte auch langfristig nachhaltig sind und negative ökologische und soziale Auswirkungen verhindern.