Das ForestFinance-Team in Zeiten von Corona:

Neues aus Peru: Interview mit unserer Projektmanagerin Marisol Najarro

Sorgfältige Planung und Anpassungsfähigkeit sind für Marisol in Krisenzeiten entscheidend. Zum Glück sind sie und ihre MitarbeiterInnen in Peru ein gut eingespieltes Team. Wie sie gemeinsam Covid-19, Kakao und Krise managen, erzählt sie im Interview.

Marisol arbeitet aus ihrem Bonner Home Office und hält von hier aus engen Kontakt mit den KollegInnen vor Ort.
Foto: privat

Wie zufrieden waren Sie mit der Entwicklung Ihres ForestFinance-Projekts seit dem Sommer 2019 bis heute?

Ich bin sehr zufrieden, weil wir mittlerweile ein gut eingespieltes Team vor Ort haben.

Was waren die wichtigsten, erfreulichsten Entwicklungen?

Dass wir zuverlässige Mitarbeiter vor Ort haben, die ihre Arbeit und uns schätzen, ist sehr wichtig und besonders erfreulich. Es war gar nicht so einfach und wir haben viel Zeit in Schulungen investiert. Besonders jetzt in dieser Krisensituation ist es wichtig, dass alle im Sinn des Unternehmens weiter arbeiten.

Wann hörten Sie zum ersten Mal von dem Corona-Virus und wann wurde Ihnen bewusst, dass die Pandemie sehr wahrscheinlich Auswirkungen auch auf Ihr Projekt in Peru haben wird?

Zum ersten Mal habe ich davon in Januar gehört und erst im März wurde mir bewusst, dass auch Peru davon betroffen ist.

Wie wirkt sich die Pandemie konkret auf die Arbeit für Ihr Projekt aus?

Wir können natürlich nicht alle Aktivitäten auf den Fincas wie geplant durchführen. Wir müssen größere Ansammlungen von Menschen vermeiden und mittlerweile arbeiten wir in einem reduzierten Team. So können wir dafür sorgen, dass die Abstandsregeln eingehalten werden und unsere Mitarbeiter nicht eng zusammenarbeiten – auf den Flächen verteilt ist dafür genug Platz. Auch beim gemeinsamen Essen auf der Finca halten alle voneinander Abstand. Damit die Pflanzen in dieser Zeit nicht leiden, haben wir die Aktivitäten priorisiert. Das Wichtigste ist die Krankheitsbekämpfung. In Peru herrscht eine strenge Ausgangsperre und die Menschen dürfen sich nur innerhalb ihrer Gemeinde bewegen. Aktuell übernachten daher die meisten Mitarbeiter auf der Finca. Bislang gibt es keine infizierte Person in der Region und die Bewohner sorgen dafür, dass keiner von anderen Dörfern zu Besuch kommt. Laut Gesetz darf die Landwirtschaft nicht ausgesetzt werden, damit die Versorgung mit Lebensmitteln in der Region gesichert ist. Dennoch haben die lokalen Behörden aus Angst vor der Ausweitung der Pandemie die Regeln in den Dörfern verschärft. Sie haben große Angst vor Infektionen weil sie wissen, dass das Gesundheitssystem in Peru sehr schlecht ist.

Tonny Lopez enfernte eine kranke Kakaofrucht vom Baum. Trotz strenger Ausgangsbeschränkungen in Peru können wir auf einem großen Teil der Kakaoanbauflächen noch die wichtigsten Pflegemaßnahmen durchführen. Foto: ForestFinance

Gab es bereits infizierte MitarbeiterInnen?

Nein, in der Region gibt es noch keine Covid-19-Erkrankten. (Stand: 08.04.2020)

Was kann ForestFinance tun, um MitarbeiterInnen zu helfen?

Wir können helfen, in dem wir unser Team mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie vertraut machen und ihnen damit helfen, sich und ihre Familie zu schützen. Wir können aber auch ganz konkret helfen: Da bestimmte Lebensmittel in der Region sehr teuer sind, haben wir bereits Reis an unsere Mitarbeiter verschenkt für ihre Familien. Unsere Mitarbeiter essen alle auf den Fincas, aber ihre Familien haben Probleme Reis zu kaufen – der ist im Moment Mangelware.

ForestFinance Peru hatte Glück und konnte Reis für die Familien der Mitarbeiter ergattern und verteilen. Foto: ForestFinance

Welche Arbeiten gehen trotz der Corona-Krise ungehindert weiter?

Ungehindert weiter geht die Arbeit in der Verwaltung. Wir müssen unsere Mitarbeiter ja weiterhin versorgen und alles rechtzeitig regeln, wie beispielsweise die Einkäufe, die im Moment nur sehr beschränkt möglich sind. Dass wir vor Ort fast alles per Überweisung bezahlen können, ist ein großer Vorteil. Ansonsten wäre die Versorgung noch komplizierter. Noch vor drei Jahren war das unmöglich. Mittlerweile kann man sogar alle Bestellungen per WhatsApp tätigen. Das ist gerade jetzt sehr hilfreich, da die Menschen nur beschränkt in Geschäfte gehen können. Die Erfassung von allen relevanten Zahlen für unsere Berichterstattung und Gehaltsabrechnungen werden aus dem Home Office erledigt.

Welche Arbeiten müssen verschoben werden?

Unkrautbekämpfung und Schnitt müssen wir im Moment noch verschieben. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir das alles nach und nach machen können. Auf der Finca Huancabamba wollten wir einige Hektar bewässern, aber das geht im Moment nicht. Der Ingenieur, der das für uns macht, darf nicht in die Region reisen.

Über welche Entscheidungen und Arbeiten der Vergangenheit sind Sie froh, weil sie jetzt dazu beitragen, die Krise besser zu verkraften?

Ich bin froh, dass unsere Feld- und Vorarbeiter alle aus der Nähe kommen. Das ist im Moment ein Vorteil, weil sie weiter auf den Fincas arbeiten dürfen. Außerdem ist es super, dass wir auf den Fincas Übernachtungsmöglichkeiten haben. Eingerichtet hatten wir das, damit auch Mitarbeiter aus weiter entfernten Gemeinden bei uns arbeiten und wohnen können.

Was können wir aus der Krise für die Zukunft lernen – was sollten wir in der Arbeitsweise, in den Projekten, auf den Flächen, in den Strategien etc. ändern, um auf zukünftige Krisen vorbereitet zu sein?

Planung ist sehr wichtig, aber auch die Anpassungsfähigkeit an solche Krisen ist entscheidend für alle unsere Projekte. Wir kämpfen schon seit einiger Zeit mit den Folgen des Klimawandels. Das ist eine große Herausforderung für uns und für die Landwirtschaft insgesamt. Unsere Mitarbeiter wissen, dass sie sich schnell umstellen müssen, sich jedem Wetterumschwung, die wegen der Klimaerwärmung unberechenbar geworden sind, flexibel anpassen müssen. Das ist natürlich jetzt ein großer Vorteil. Bei der Zertifizierung machen wir schon viele Risiko-Analysen und Präventionen – auch das hilft uns im Moment sehr viel. Schutzbrillen, Schutzmasken, Handschuhe und Hygienemaßnahmen gehören schon längst bei uns zum Alltag. Auch mit dem Thema Digitalisierung haben wir uns früh auseinandergesetzt und unsere Mitarbeiter schon vor langer Zeit damit vertraut gemacht. Wir kommunizieren über Videoanrufe und koordinieren seit Jahren viel aus der Ferne – machen genau das, was jetzt die Corona-Krise von uns verlangt. Insofern denke ich, dass wir nicht viel ändern können und dass wir Dank unserer Erfahrung relativ gut vorbereitet sind. Wir werden aber sicherlich noch viel aus dieser Krise lernen. Es ist noch nicht vorbei.

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