Mangroven sind wahre Überlebenskünstler. Hitze, Matsch, Salzwasser – all das macht ihnen nichts aus. Wie das geht? Ein erstaunliches Filtersystem siebt einen Großteil des Salzes heraus, während ihr verflochtenes Wurzelwerk dafür sorgt, dass sie auch im Wechsel der Gezeiten den Halt nicht verlieren. Gefährlich wird den Mangroven eigentlich nur eine Säugetierart: der Mensch.
Bäume wie Fabelwesen – Mangroven bei ForestFinance
Ganze 70 verschiedene Mangrovenarten gibt es, von niedrigen Bäumchen bis zu 60 Meter hohen Baumriesen. Einige davon stehen in den ForestFinance-Wäldern und sind dort streng geschützt. Von dem eigens eingerichteten Naturlehrpfad aus, der sich durch den artenreichen Tropenwald auf der Finca Los Monos schlängelt, kann man die Mangroven gut sehen. ForestFinance-Mitarbeiterin Katrin Spanke war im April 2017 dort und berichtet von ihren Eindrücken: „Es sah aus, als stünden mitten im Wasser Wälder. Die Wurzeln sind sehr feingliedrig. Bei klarer Sicht konnte ich unzählige Fische dort herumwuseln sehen. In den Ästen kletterten Leguane und Vögel. Auch wenn die Mangroven Bäume sind, sehen sie eher wie Fabelwesen aus. Die zarten Wurzeln liegen je nach Wasserstand frei und lassen sie wirken, als würden sie jeden Moment zu laufen beginnen.“

Einzigartige Vielfalt im dichten Wurzelwerk
Mangrovenwälder bilden ein ganz besonderes Ökosystem, auf das sich eine Reihe von Tierarten spezialisiert hat. Hier nisten Vögel, es wimmelt von Insekten, Schlangen und Echsen kriechen durch das Unterholz. Frösche erklimmen die Baumkronen und Krokodile lauern im seichten Gewässer. Dort, inmitten der Wurzeln, tummeln sich weitere Kreaturen wie Fische, Seepferdchen, Muscheln, Krabben, Anemonen und Schwämme in bunter Vielfalt. Das dichte Wurzelwerk bietet ihnen und insbesondere den Jungtieren Schutz. Von diesem Reichtum profitieren auch die ansässigen Fischer.
Wie einzigartig das Ökosystem Mangrovenwald ist, zeigt dieses englischsprachige Video. Quelle: Khaled bin Sultan Living Oceans Foundation
(Un)schätzbarer ökonomischer Wert
Aber Mangroven können noch viel mehr: Sie speichern laut der Deutschen Welle alleine in Panama Milliarden Tonnen von Kohlendioxid und leisten damit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Sie bilden ein Schutzschild gegen Stürme und Tsunamis und somit auch für menschliche Siedlungen. Mangroven tragen auch zum Erosionsschutz bei, indem sie das Wegbrechen von Land in Küstenregionen verhindern. Ein Teil dieser Leistung lässt sich sogar mit Geld bemessen, wie eine von der Fischereiindustrie der mexikanischen Westküste in Auftrag gegebene Studie bereits 2008 gezeigt hat. Wissenschaftler des Scripps-Instituts für Ozeanografie wählten dafür 13 Regionen am Golf und der Pazifikküste von Kalifornien zur Auswertung des Fischfangs aus. Zwischen 2001 und 2005 fingen die Fischer hier jährlich durchschnittlich 10.500 Tonnen Fische und Blaukrabben im Wert von 19 Millionen US-Dollar. Etwa ein Drittel des Fangs bestand aus Arten, die auf die Mangroven als Lebensraum angewiesen sind. Ein immenser wirtschaftlicher Wert für eine Region, in der Fischfang lebenswichtiger Nahrungslieferant und Einkommensquelle ist.

Mangroven fallen für Luxusvillen
Wie so oft macht der Mensch nun auch in Panama seine eigene Lebensgrundlage zunichte, indem er diese wertvollen Ökosysteme zerstört, um Platz für Luxusappartements zu schaffen. Ein Team von Wissenschaftlern des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) berichtete Anfang 2017 im Science-Magazin über ihre Beobachtungen, wie staatlich geschützte Mangrovenwälder gefällt werden, um den Bau von Villen oder Golfplätzen zu ermöglichen. Insgesamt stehen in Panama 856 Quadratmeter Mangrovenwald unter Schutz. „Ohne entsprechendes Management und die Durchsetzung von Rechtsvorschriften existiert dieser Schutzstatus leider nur auf dem Papier“, erklärt Dr. Lotta Kluger, Biologin am ZMT und Koautorin des Science-Artikels das Problem. Während eines Forschungsaufenthaltes habe sie selbst beobachtet, wie in der Umgebung von Panama City Mangrovenflächen in Einkaufsparadiese und Luxuswohnviertel verwandelt worden seien. Ein wohl profitgetriebenes Unterfangen, das sich in Zukunft rächen könnte, sind die Mangroven doch ein wichtiges Bollwerk gegen Stürme und Fluten. Damit tritt Panama in die traurigen Fußstapfen von Singapur, wo laut dem ZMT innerhalb von zwei Jahrhunderten ganze 90 Prozente des Mangrovenbestandes der Säge zum Opfer fielen. In Panama sind, so die Deutsche Welle, bereits mehr als die Hälfte der Mangrovenwälder seit den 1970er Jahren verschwunden.

Die Mangrovenverteidiger – Kinder gehen mit gutem Beispiel voran
Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung in Panama: Die Deutsche Welle berichtet über ein Projekt zum Schutz der Mangroven-Wälder in der Provinz Chiriquí im Westen Panamas. Das panamaische Umweltministerium hat sich dort mit verschiedenen Organisationen und der lokalen Bevölkerung zusammengetan, um eine Mangrovenfläche von 13.800 Hektar zu schützen und wiederaufzuforsten. Tatkräftige Unterstützung erhalten sie dabei unter anderem von einer Kindergruppe, die sich stolz „Los Defensores del Manglar“, also „Die Mangrovenverteidiger“ nennt. Sie gehen mit gutem Beispiel voran und pflanzen neue Mangrovensetzlinge. Hoffentlich finden sie reichlich Nachahmer.
