Bäume und Wälder üben seit jeher einen magischen Einfluss auf uns aus – als uralte Wesen verbinden sie Himmel und Erde, umrankt von Mythen und Märchen. Gleichzeitig dienten sie unseren Vorfahren als heilige Tempel und Kultstätten, aber auch als Lebensgrundlage. Heute noch begleiten uns Bäume wie selbstverständlich bei den traditionellen Feiern im Jahreskreis: Weder Maibaum noch Weihnachtsbaum sind aus unserer Kultur wegzudenken. Wir gehen einigen der geheimnisvollen Geschichten rund um Bäume in der Mythologie auf den Grund.
Die vielen Gesichter des Weltenbaums
Vielleicht haben Sie schon vom Weltenbaum der Germanen, dem Yggdrasil gehört: Der Legende nach war die Weltenesche der erste Baum, erschaffen aus dem Leichnam des Ur-Riesen Ymir. Ihre Äste umfassen neun Welten, ihre Wurzeln führen zum Land der Riesen und nach Asgard, dem Heim der Götter. Faszinierend ist, dass es den Weltenbaum in dieser oder ähnlicher Form in fast allen Kulturen gab: den Isched-Baum im Alten Ägypten, den Heiligen Baum von Eridu bei den Babyloniern und Sumerern, den Baum der Hesperiden bei den Griechen, den Lebensbaum der Hebräer, den Asvattha-Baum der Inder, den Sidra-Baum im Islam, den Austras koks der Letten, den Wacah Chan der Maya, den Simurgh-Baum der Perser und den Bajterek der Turkvölker. Er dient allen als Symbol der Fruchtbarkeit und der kosmischen Ordnung. Seine Kraft reicht von der Krone im Himmel bis zu den Wurzeln in die Unterwelt. So verbindet der Weltenbaum alle Ebenen der Schöpfung und unsere Realität mit dem Jenseits und dem Übersinnlichen. In der Vorstellung der Menschen lebten auch oft Tiere und Fabelwesen oder gar Götter im Geäst der Bäume in der Mythologie.
Verbotene Früchte
Auch die Früchte von Bäumen in der Mythologie haben zahlreiche Sagen begründet. Allzu verlockend sind die Äpfel des Baums der Erkenntnis, deren Genuss schließlich dafür sorgt, dass Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben werden, den Verlust ihrer Unschuld beweinend. Ein ähnliches Motiv besteht in der griechischen Mythologie, denn auch die Hesperiden hüteten einen Baum mit goldenen Äpfeln, die ewige Jugend verleihen sollten, auf ihrer Insel. Herakles gelang es schließlich, sie zu stehlen. Solch ein Baum mit goldenen Äpfeln taucht auch immer wieder in den volkstümlichen Märchen der Gebrüder Grimm auf.
Bäume in der Mythologie als Sinnbild der Unsterblichkeit
Von jeher stehen Bäume für den ewigen Kreislauf des Lebens, für das Vergehen und Werden, für Unsterblichkeit. Nach jedem Winter ergrünt er aufs Neue. Nicht von ungefähr erwachte Siddharta Gautama ausgerechnet unter einem Baum sitzend und wurde so erleuchtet zum Buddha. Verschiedene Völker sahen Bäume sogar als die Urahnen der Menschen an: Die Germanen glaubten, zwei vom Meer angespülte Baumstämme, eine Esche und eine Ulme, seien, von den Göttern beseelt, zu den ersten Menschen geworden. Bei den Kelten Irlands waren es eine Erle und eine Eberesche, während man in Persien glaube, die ersten Menschen Meschia und Meschiane seien aus einem Baum mit eng umschlungenen Ästen entstanden. Anders herum werden Menschen in Märchen und Legenden nach Ihrem Ableben oftmals wieder zu Bäumen. Wen wundert es da, dass wir, uns auf unseren Ursprung besinnend, wieder die Nähe des Waldes suchen, wenn das Ende naht. Auch das hat Tradition: Schon vor Tausenden von Jahren wurden Särge aus Baumstämmen gefertigt.
Der Wald wird zum Tempel: Naturbestattungen und Waldfriedhöfe
Heute werden Waldfriedhöfe immer beliebter. Hier kommt wiederum der Gedanke des Weiterlebens, der Unsterblichkeit ins Spiel: Aus dem leblosen Körper entsteht in der Erde neues Leben, der Kreislauf schließt sich. Dieses Motiv ist bereits aus der griechischen Sagenwelt bekannt. Als letzte Gunst verwandeln die Götter das Menschenpaar Philemon und Baucis in eine Eiche und eine Linde, deren Zweige sich berühren, sodass auch der Tod sie nicht trennen kann. Für viele Menschen mag es ein Trost sein, dass aus dem Vergangenen etwas Neues, Kostbares hervorgeht. So wie in der Eifel-Gemeinde Hümmel: Auf 4.000 Jahre altem Urwaldboden wächst dort ein naturnaher Laubwald, unser Waldfriedhof Rest in Trees, wo Waldbestattungen zwischen majestätischen Buchen möglich sind. Solche Wälder aus Buchen und Eichen wuchsen einst auf fast 80 Prozent der Fläche Deutschlands, heute sind nur noch wenige kleine Flecken übrig geblieben. Auch deshalb haben wir alle eine besondere Verantwortung für dieses fast verschwundene Naturerbe.
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Bäume in der Mythologie: Buchstipps zum Weiterlesen
Der Baum als lebendiger Mythos: „Mythische Bäume – Kulte und Sagen, Heilkunde und Nutzwerte, traditionelles Handwerk“
„Mythische Bäume“ ist mehr als eine Sammlung alter Legenden. Viel mehr gehen die Heilpraktikerin Dr. Ursula Stumpf, die Mythenforscherin Vera Zingsem und der Baumkenner Andreas Hase darin der uralten Verbindung zwischen Menschen und Bäumen auf den Grund. Sie beweisen, dass diese auch heute noch besteht, indem sie 15 Bäumen vom Apfelbaum bis zur Weide jeweils ein Kapitel widmen, das nicht nur Erstaunliches aus der Mythologie, sondern auch traditionelle Verwendungen des Baumes und ganz alltägliche Anregungen zur eigenen Anwendung enthält. So findet sich der Apfel als Symbol der Verführung im Paradies und der Macht bei Krönungszeremonien wieder, doch wird ihm auch eine ganze Fundgrube voller Rezepte für Leckereien und Wellnessanwendungen und Hausmittel gegen kleine Wehwehchen gewidmet. So manche Eigenart der Bäume erfährt der Leser auf diese Weise vielleicht zum ersten Mal. Oder wussten Sie schon, dass Birkenpech der älteste Klebstoff der Welt ist, dass geröstete Bucheckernkerne einen leckeren Snack ergeben und oder dass Sie aus Eichenblättern ein Deodorant herstellen können?
Gemeinsame Wurzeln: „Baum & Mensch – Heilkraft, Mythen und Kulturgeschichte unserer Bäume“
Das Buch „Baum & Mensch – Heilkraft, Mythen und Kulturgeschichte unserer Bäume“ verfolgt einen etwas anderen Ansatz, um sich der gemeinsamen Geschichte der Menschheit und Wälder zu nähern. Einer ausführlichen Darstellung der Waldgeschichte Mitteleuropas folgt ein Kapitel zum Thema Baumheilkunde, das praktische Anleitungen zur Bachblütentherapie und Baummeditation enthält. Danach widmet sich auch Autor Rudi Beiser in seinem Buch den Mythen, Legenden und Baumheiligtümern und stellt eine ganze Reihe von Baumarten im Porträt vor, wobei er einen Schwerpunkt auf forstwissenschaftliche, medizinische und geschichtliche Fakten legt, aber auch alte Rezepte vom Ahorn-Spinat bis zur Weiden-Tinktur nicht zu kurz kommen lässt.
Baumpoesie: „Waldgeflüster: Die Weisheit der Bäume vom Wurzeln und Wachsen“
Für alle, die sich dem Thema Menschen und Bäume in der Mythologie auf lyrische Weise nähern möchten, gibt es ebenfalls eine spannende Neuerscheinung: „Waldgeflüster“ aus dem Verlag am Eschenbach. Schon der Einband mit der Karte zum Herausnehmen ist etwas Besonderes und stimmt auf den Inhalt ein, in dem sich bekannte Gedichte und Geschichten rund um den Baum von literarischen Größen wie Herman Hesse und Antoine de Saint-Exupéry mit stimmungsvollen Illustrationen und Fotografien harmonisch vereinen. Eine wunderbare Herbstlektüre für Gedichtliebhaber!
Das Rezensionsexemplar wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt.
Der Artikel veranschaulicht, wie Bäume in verschiedenen Kulturen als Symbole für Unsterblichkeit und Lebenskraft betrachtet wurden. Es ist beeindruckend zu sehen, wie tief verwurzelt diese symbolische Bedeutung von Bäumen in unserer menschlichen Vorstellungskraft ist und wie sie uns auch heute noch inspiriert. Da versteht man die Bedeutung der Naturbestattung noch besser.
Hallo, mein Name ist Brigitte Liesenberg..
Seit vielen Jahren nähe ich per Hand Bäume. (www.baummythos.de)
Ich lebe zwar in einer Großstadt aber unmittelbar in einen Naturschutzgebiet und kann jeden Tag die Kraft des Waldes erleben. Bäume sind meine Magie ..
In der griechischen Mythologie heißen die Nymphen der Bäume Dryaden und Hamadryaden: https://www.griechische-mythologie.com/t261-dryaden-und-hamadryaden-mythologie-nymphen-der-baume