Mein erster Besuch im Waldfriedhof Rest in Trees

Die ewige Ruhe – Im FinalForest – Rest in Trees, dem Bestattungswald von ForestFinance bei Hümmel in der Eifel, wird diese Metapher zur Tatsache. Denn hier erinnert nichts an einen gewöhnlichen Friedhof. Alte Eichen, gewaltige Buchen und die absolute Ruhe des Waldes. Fern vom Lärm und Licht der Zivilisation und des Verkehrs. René Ronz, seit August 2017 Pressereferent bei ForestFinance, hat den urwaldnahen Wald zum ersten Mal besucht und berichtet von seinen Eindrücken.

Grabsteine sind leicht zu übersehen – Im FinalForest steht die Natur im Vordergrund. Foto: ForestFinance

Die Fahrt zum Waldfriedhof FinalForest hat an sich schon etwas Beruhigendes. Wir verlassen die Bundesstraße zwischen Altenahr und Adenau und biegen ab auf eine schmale kurvige Landstraße, die sich in tiefen Wäldern der Eifel zu verlieren scheint. Dahinter gelangen über einen Waldweg zu einer Lichtung mit einer Jahrhunderte alten Eiche. Hier beginnt er, der FinalForest. Es ist friedlich, der Boden ist weich und Pilze und Farne wachsen auf Bäumen, die zu Boden gegangen sind. Hier und da blitzt ein Grabstein aus dem Laub. An manchen Bäumen hängt ein kleines Schild, das darauf hinweist, dass hier eine Familie einen geliebten Menschen bestattet hat. Ich entdecke keine Blumensträuße, keine Kränze und keine Kerzen. Nur Bäume.

Unerwarteterweise ist der FinalForest ein Ort, an dem man sich sehr wohlfühlen kann. Das Thema Tod tritt dezent auf. Nur die Sterbedaten auf den Grabsteinen erinnern mich daran. Vielmehr blüht das Leben um mich herum. Auf einem städtischen Friedhof, wo nicht selten Platzmangel herrscht und die Gräber oft nur einen Fuß breit auseinanderliegen, habe ich Beklemmungen, die ich hier nicht verspüre. Auch das Fehlen eines Gärtners empfinde ich als angenehm, denn so bleibt Zeit und Raum, um mit den Menschen, um die man trauert, alleine zu sein.

Die Natur steht im Vordergrund

Alte Eichen finden sich auf einem Großteil des Areals. Foto: ForestFinance

Peter Wohlleben, Förster im FinalForest, erzählt mir bei einem anschließenden Besuch in der Waldakademie Hümmel, dass der Grund unter dem FinalForest bis zu 4.000 Jahre alt sei. Aufgrund seiner Abgelegenheit und Topographie sei der Wald nie bewirtschaftet worden und habe eine hervorragende Bodenqualität, erklärt der Revierförster. Man finde dort Arten, die anderswo kein Zuhause haben, sogar Wildkatzen gebe es dort. Diese sind sehr scheu und haben sich während meines Besuchs leider nicht gezeigt. Die Insekten- und Vogelvielfalt bleibt meinem ungeschultem Auge verborgen.

Eine Beisetzung in der Urne stört das natürliche Gleichgewicht des Waldes wenig. Dazu ist die Natur dort zu sehr im Gleichgewicht. Die Urnen bestehen aus regionalen Hölzern und werden irgendwann eins mit dem Waldboden. Ohnehin ist auf deutschen Waldfriedhöfen eine Bestattung im Sarg nicht erlaubt. Tiere könnten sich an den Ruhestätten zu schaffen machen. Den Beigesetzten wird im FinalForest eine „Ruhezeit“ von 99 Jahren garantiert. Kein Abräumen der Gräber also. Konsequent nachhaltig ist die Auswahl der Grabsteine. Diese werden aus Ahr-Grauwacke gemeißelt, ein Sandstein, der in einem Steinbruch in nur zwei Kilometern Entfernung gewonnen wird.

Fazit:

An einem derart ruhigen Ort bestattet zu werden ist für mich ein unglaublich tröstlicher Gedanke. Auch der Gedanke für immer dort zu liegen und nicht wegen Platzmangel nach 30 Jahren „abgeräumt“ zu werden, finde ich gut und eines Toten würdig. Der Gedanke eingeäschert zu werden bereitet mir Angst. Das Thema kann ich glücklicherweise noch weit vor mir her schieben. Schade finde ich, nicht dort beigesetzt zu werden, wo ich lebe, wohne und wirke.

16 Kommentare zu “Mein erster Besuch im Waldfriedhof Rest in Trees

  1. Es ist faszinierend, dass der Waldboden eine hervorragende Qualität hat, weil er nie bewirtschaftet wurde. Meine Oma möchte auch auf einem Waldfriedhof beerdigt werden. Jetzt kann ich sie verstehen, in der Natur ist es einfach schön, wenn sie im Vordergrund steht und unberührt ist.

  2. Auf einem Waldfriedhof gibt es keine Grabsteine oder? Wenn es welche geben würde, dann würde ich mir einen Grabstein aus Nataurstein aussuchen. Naturstein finde ich am modernsten.

  3. Danke für den Beitrag. Besonders schön an dem Beitrag finde ich die Beschreibung, dass um die Grabsteine herum das Leben aufblüht. Ich könnte mir diese Art der Bestattung auch vorstellen.

  4. Wie läuft denn eine Trauerfeier auf einem Waldfriedhof ab? Vermutlich gibt es keine großen Unterschiede. Trotzdem würden mich die Punkte interessieren.

  5. Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Mein Mann war vor Kurzem bei einer Grabsteinentfernung dabei. Dort wurde ihm von einer Bestattung im Wald berichtet. Wir beide finden den Gedanken auch sehr schön an einem ruhigen Ort beigesetzt zu werden – und wieder eins mit der Natur zu sein.

    LG Elsa

  6. Ich stimme zu, dass es ein unglaublich tröstlicher Gedanke ist, an einem derart ruhigen Ort wie im Wald bestattet zu werden. Ich möchte eines Tages auch im Wald bestattet werden. Ich wünsche mir, dass sich sogar mein Grabstein irgendwie in der Umgebung des Waldes möglichst natürlich einfügt.

  7. „Rest in Trees“ finde ich einen guten Spruch. Auch FinalForest trifft es gut. Ich fände eine Urnenbeisetzung im Wald schön. Leben und Tod gehören zusammen, das wird in einem Wald deutlich.

  8. Der Beitrag zum Thema Waldfriedhöfe ist sehr hilfreich. Ich wollte besser informiert sein, denn ich weiß sehr wenig darüber. Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, weiß ich genug über dieses Thema.

  9. Vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, diesen Artikel zum Thema Waldbestattung mit uns zu teilen. Ich denke, ich kann mit bestimmten Dingen einverstanden sein. Ich werde sie noch einmal überdenken. Meine Familie erwägt eine Waldbeerdigung für meinen Onkel.

  10. Wie Sie bereits selbst anführen, ist die Beisetzung in der Urne nicht störend für das ökologische Gleichgewicht des Waldes. Ich erwäge eine Beisetzung an einem See, also ebenfalls eine naturverbundene Art. Vielen Dank für die Informationen und Anregungen zur Beisetzung im Wald.

  11. Ich überlege mir schon lange eine Bestattung im Friedwald. Ewige Ruhe und Stille in der Natur zu finden klingt ja gut. Auch wegen Platzmangel ist das eine gute Alternative der traditionellen Bestattung.

  12. Vielen Dank für Ihren Beitrag zum Besuch im Waldfriedhof. Es ist so symbolisch die letzte Ruhe in der absoluten Ruhe des Waldes zu finden. Die Mutter meiner Freundin hat sich eine Waldbestattung gewünscht. Jetzt verstehe ich warum.

  13. Bekannte freundeten sich neulich im Urlaub auch mit einer Waldbestattung an. Als sie an einem Friedwald vorbeikamen, waren sie fasziniert von dem Gedanken auch so bestattet zu werden. Sie erinnerten sich an die manchmal verwahrlosten Gräber die nicht von den angehörigen betreut werden können. So etwas gehen sie damit aus dem Weg.

    1. Liebe Frau Fisher,

      vielen Dank für Ihren Beitrag. Leider sind es häufig nicht nur verwahrloste Gräber, sondern auch die, im Vergleich zum ökologischen Waldfriedhof, kurzen Ruhezeiten. Die Rest in Trees-Grabstätte wird für 99 Jahre gepachtet – gleichzeitig wird wertvoller Urwaldboden geschützt.

      Beste Grüße
      Inna Rieger

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