Marokko gilt als Brücke zwischen Europa und Afrika – das lässt sich auf der Weltkarte ebenso ablesen wie in den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Die werden zwischen den Ländern Europas und Marokko immer enger – aus vielerlei Gründen, mit vielerlei Absichten und hoffentlich vielerlei Vorteilen für die BewohnerInnen Marokkos – und ForestFinance-InvestorInnen.
Das Interesse Europas an Marokko
Die Europäische Union und Marokko rücken zusammen. „Angesichts der historischen Beziehungen und der geografischen Nähe, die wir haben, ist es nur logisch, dass Marokko für europäische und internationale Partner das ‚Tor zu Afrika’ ist“, erklärt Marokkos Außenminister Nasser Bourita im Interview mit dem Online-Magazin Euraktiv. Die EU arbeitet intensiv daran, dieses Tor einerseits zu öffnen und andererseits so dicht wie möglich zu verschließen. Denn Marokko soll enger an die EU angebunden werden und gleichzeitig Flüchtlinge zurückhalten, die über Marokko nach Spanien vor wirtschaftlicher Not und Kriegen fliehen.
Die Länder Europas geben dafür nicht nur Marokko, sondern auch vielen Herkunfts- und Transitländern viel Geld, militärisches Gerät und Vergünstigungen, um so viele Menschen wie möglich von ihrer Flucht ab- und von Europa fernzuhalten. Vor allem Länder, die von den Migrationsbewegungen am stärksten betroffen sind wie Spanien, Italien, Malta oder Griechenland, schließen mit Marokko und anderen nordafrikanischen Staaten entsprechende Verträge. Die EU will nun einheitliche Verträge mit den Ländern, bemüht sich intensiv um ein Rücknahmeabkommen mit Marokko und überweist hunderte Millionen Euro. „Seit 2014 hat die EU nach Angaben der Kommission 232 Millionen Euro im Zusammenhang mit Migration gezahlt. Allein im vergangenen Jahr flossen 148 Millionen Euro für diverse Grenzmanagement- und Anti-Schleuser-Programme“, schreibt der Spiegel zu den Abkommen im September 2019. Dennoch erklärt Marokkos Außenminister, dass sein Land nicht den Wunsch habe, „die Gendarmerie für Europa“ zu spielen und setzt sich dafür ein, dass die EU Migration als typisch für Menschen und alle Kulturen akzeptiert, will die legale Migration zusammen mit Ländern Afrikas und Europas fördern und lediglich illegale Migration und Menschenhandel bekämpfen. Die Beziehung zwischen Marokko und der EU ist also eine sehr dynamische und wird in Zukunft immer enger werden.
Eine privilegierte Beziehung
Marokko arbeitet auf eine „privilegierte Beziehung“ mit der EU hin und Gespräche zwischen dem marokkanischen Außenministerium und den EU-Außenbeauftragten rücken dieses Ziel in greifbare Nähe. Immerhin wurde im November 2019 auf der Tagung des Assoziationsrates Marokko-EU die „Euro-Marokkanische Partnerschaft für gemeinsamen Wohlstand“ angekündigt. Die Partnerschaft soll dazu beitragen, dass die Gespräche über ein Freihandelsabkommen bald wieder aufgenommen werden und zügig zu Resultaten führen. Marokko soll auch in eine Reihe neuer EU-Programme und EU-Agenturen einbezogen werden – alles für eine enge Anbindung des Landes, das sich in den vergangenen Jahren immer stärker als Bindeglied zwischen Europa und Afrika bewährt hat. Das ist für die europäischen Länder von großem Vorteil, weil Marokko einer der wichtigsten politischen Akteure in der Afrikanischen Union ist.
So sollen marokkanische Universitäten stärker in EU-Programme integriert werden und Forschung und Innovationen geteilt werden. Auch technische Programme, die der Energiegewinnung und dem Klimaschutz dienen, sollen eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Daran haben alle Seiten großes Interesse und Marokkos Außenminister ist überzeugt: „Marokko war schon immer eine Triebkraft der EU-Beziehungen zu ihren südlichen Nachbarländern, vom ersten Assoziierungsabkommen bis hin zum ersten Land, das den ‚fortgeschrittenen Status’ erhielt.“
Compact with Africa – der „Merkel-Plan“ funktioniert für Marokko
2017 verkündete Angela Merkel die „Compact with Africa“-Initiative. Mit gezielten Maßnahmen der G7-Staaten und der EU sollen Privatinvestitionen in afrikanische Staaten fließen und einen Investitionsschub auslösen. Das hat bisher leider kaum geklappt. So liegen Investitionen in afrikanische Wirtschaftsprojekte seit 2016 relativ konstant bei 21 Milliarden US-Dollar. 80 Prozent davon flossen bislang in vier Länder: Ägypten, Marokko, Äthiopien und Ghana. Die anderen afrikanischen Länder haben laut dem Afrika-Experten Robert Kappel die Rahmenbedingungen alle erfüllt, um an der Initiative teilzunehmen, aber „Nun sind sie enttäuscht, dass die Direktinvestitionen nicht fließen“, erklärt er in einem Interview mit der Deutschen Welle.
Deutschland will zusätzlich mit einem eigenen Programm deutsche Firmen dabei unterstützen, in Afrika zu investieren und plant dafür eine Milliarde Euro ein. Die Bundesregierung erklärt, dass 2019 zwei Fonds aufgebaut werden sollen: einer namens „AfricaConnect“ für Investitionen deutscher und europäischer Unternehmen, und das Pendant dazu, „AfricaGrow“ für afrikanische Firmen. Zudem wird ein „Wirtschaftsnetzwerk Afrika“ initiiert, welches Firmen beratend zur Seite stehen soll. Für diese drei Projekte will die Regierung bis Ende 2021 insgesamt eine Milliarde Euro ausgeben. Unterstützung sollen dabei hauptsächlich Investitionen erfahren, die ökologische und soziale Standards einhalten. Wir von ForestFinance halten somit unsere Ohren gespitzt und beobachten die Entwicklungen sehr genau – immerhin haben wir zwei große Projekte in Afrika – DesertTimber und Oase 1 – und hoffen, dass wir von den Förderungen, aber auch den sich stetig verbessernden Verbindungen und Abkommen zwischen Marokko und der EU profitieren.
Handelsabkommen und Vereinbarungen zwischen Marokko und der EU
Grundlage für den Warenhandel zwischen der Europäischen Union und Marokko ist das am 26. Februar 1996 unterzeichnete Europa-Mittelmeer-Abkommen. Seit dem 1. März 2012 ist die Freihandelszone zwischen Marokko und der EU für gewerbliche Erzeugnisse verwirklicht. Um demokratische und wirtschaftliche Reformen zu unterstützen, hat die EU mit Marokko am 1. März 2013 Verhandlungen über ein vertieftes und umfassendes Freihandelsabkommen aufgenommen. Verhandelt werden Bereiche, die im bestehenden Freihandelsabkommen über Waren noch nicht abgedeckt sind, wie zum Beispiel Dienstleistungen, öffentliches Beschaffungswesen, Wettbewerb, geistiges Eigentum und Investitionsschutz. Vorgesehen ist eine schrittweise Einbindung der marokkanischen Wirtschaft in den europäischen Binnenmarkt. Während auf offizieller Ebene Verhandlungen stattfinden, haben sich auf der inoffiziellen schon viele Wege gefunden, Menschen aus Europa und Marokko einander näherzubringen.
Marokko und Marrakesch gehören zu besten Reisezielen 2020
Marokko ist bei Reisenden sehr beliebt. Seit vielen Jahren wird Marrakesch dabei besonders gern bereist und ist längst kein Geheimtipp mehr. Für 2020 wurde die 1000 Jahre alte Stadt zur ersten Kulturhauptstadt Afrikas ernannt. Dafür startete das Königshaus ein Investitionsprogramm und nun wird an allen Ecken gebaut und renoviert. Auch Fez, Essaouira und Meknes freuen sich über Restaurierungsarbeiten und landesweit wird die Infrastruktur ausgebaut, damit auch die Bergdörfer und Atlantikstrände besser erreichbar sind. Diese Bemühungen, Menschen aus aller Welt das Bereisen des Landes zu erleichtern, haben großen Erfolg. Der australische Reiseführerverlag „Lonely Planet“ hat Marokko in der Liste der besten Reiseziele für 2020 auf Platz neun aufgeführt.
König Mohammed VI begrüßt das Interesse an seinem Land und lädt nicht nur Besucher in sein Königreich ein, er will auch gerne, dass viele von ihnen bleiben. Er hat dafür ein milliardenschweres Förderprogramm zur Modernisierung des Landes gestartet, das ausländischen Investoren den günstigen Kauf von Grundstücken in Marokko ermöglicht. Das hat vor allem in Marrakesch einen Bauboom ausgelöst und InvestorInnen aus Frankreich, Indien, Saudi-Arabien und Russland bauen Villen, Nobelherbergen und immer mehr Hotels.
Unser Engagement in Marokko
Marokko will grüner werden, hat sich den SDGs der Vereinten Nationen verpflichtet und stößt viele Reformen an, die auf Nachhaltigkeit setzen. Auch ForestFinance profitiert davon. So bauen wir seit 2018 eines der größten Bio-Anbau-Projekte in Marokko aus, das Oliven-Dattel-Agroforstsystem in der Provinz Errachidia, in der marokkanischen Region Drâa-Tafilalet. Diese liegt im Südosten des Königreichs, ist berühmt für ihre Palmenoasen, die der Staat mit einer ausgeklügelten und vor allem ökologischen Wasserversorgung ausstatten und damit schützen will. Die Menschen in Errachidia leben von der Bewirtschaftung der Palmenoasen und sind Experten für Dattel- ebenso wie für Olivenanbau. Das Wetter eignet sich dafür hervorragend, da es nur selten regnet und die Sonne für eine schnelle Reifung der Früchte sorgt.
Von den Fortschritten des Projektes berichtet der Oase-1-Manager Anas BaChar im Blog ebenso wie das Kundenmagazin ForestFinest aus dem Herbst 2019 auf den Seiten 20 bis 27.
betreut seit 2008 das Kundenmagazin ForestFinest und sämtliche Printprodukte als Redakteurin und Autorin. Sie schreibt am liebsten über nachhaltig Gutes, das sich für Mensch und Umwelt rechnet.