Seit mehreren Jahren ist unser Edelkakao in Panama und Peru UTZ-zertifiziert. UTZ ist ein Gütesiegel, an dem sich Verbraucher orientieren können, die Produkte aus nachhaltigem Anbau kaufen möchten. Anfang 2018 haben sich UTZ und die Rainforest Alliance zusammengeschlossen. Zu den Folgen der Fusionierung haben wir UTZ bereits befragt – nun lesen Sie auch die Sicht der Rainforest Alliance in unserer Reihe „5 Fragen an …“.
Wie und aus welchen Gründen kam die Fusion der Rainforest Alliance mit UTZ zustande?
Der Zusammenschluss der Rainforest Alliance mit UTZ ist die Antwort auf die kritischen weltweiten Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen: Abholzung, Klimawandel, systemische Armut und soziale Ungleichheit – zum Beispiel in globalen Lieferketten bei der Beschaffung von Rohstoffen wie Kaffee, Kakao, Holzprodukten und Südfrüchten. Wir haben daher unsere Kräfte gebündelt – in dem Wissen, dass es uns zusammen besser gelingen kann, den erforderlichen Druck auf alle Beteiligten zu erzeugen. Ziel ist es, die genannten Herausforderungen auf nationaler und internationaler Ebene anzugehen. Mit “Beteiligte” meinen wir vor allem nationale Regierungen, andere NGOs, Zivilgesellschaften, Produzenten, Exporteure und Unternehmen.
Um den genannten Herausforderungen zu begegnen, müssen sich Nachhaltigkeits- und Zertifizierungs-Organisationen jedoch ständig weiterentwickeln. Die Rainforest Alliance hat einen hohen Markenwert und setzt sich erfolgreich für die Erhaltung von Landschaften und Wäldern beim Anbau von Rohstoffen wie Kaffee, Kakao und Südfrüchten ein. UTZ wiederum ist sehr erfolgreich beim Aufbau von nachhaltigeren Wertschöpfungsketten bei der Beschaffung der genannten Rohstoffe. Als nun gemeinsame Organisation können wir unsere Expertise bündeln. So erreichen wir in den Anbauländern und bei den ProduzentInnen vor Ort viel mehr, als jede Organisation es für sich alleine könnte.
Was sind die wesentlichen Auswirkungen der Zusammenarbeit?
Unsere gemeinsame Organisation wird künftig einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass mehr Rohstoffe und Produkte wie Holz, Kaffee und Kakao verantwortungsvoll bezogen werden können. Wir sehen deutlich, dass Unternehmen verstärkt nachhaltig erzeugte Produkte nachfragen und auch beziehen wollen
Auch deshalb arbeiten wir aktuell daran, unser neues Zertifizierungsprogramm zu entwickeln, das auch bereits öffentlich konsultiert wurde. Das Programm soll die Stärken beider Standards, die der Rainforest Alliance und die des UTZ-Programms, miteinander verbinden. Das neue Programm beziehungsweise der neue Standard soll voraussichtlich im Juni 2020 veröffentlicht werden. Er ist darauf ausgerichtet, die Lebens- und Einkommensbedingungen der FarmerInnen und ProduzentInnen zu verbessern und gleichzeitig die Umgebung und Umwelt zu schützen. Damit wollen wir die eingangs erwähnten Herausforderungen wie Abholzung, Klimawandel, systemische Armut und soziale Ungleichheit bekämpfen – und FarmerInnen widerstandsfähiger gegen äußere Umwelteinflüsse und beispielsweise Preisschwankungen machen.
Der ForestFinance-Kakao aus unseren Projekten in Panama und Peru wird derzeit über das Programm UTZ Certified zertifiziert. Was bedeutet die Umstellung auf das neue Zertifizierungsprogramm für den Zertifizierungsprozess und das Siegel?
Die aktuellen UTZ- und Rainforest-Alliance-Programme laufen bis zur Veröffentlichung des neuen Zertifizierungsstandards und der Einführung des Zertifizierungsprogramms ab Juni 2020 parallel weiter. Wenn Unternehmen bereits Rainforest-Alliance-zertifizierte Produkte beziehen, können sie dies auch weiterhin tun. Das UTZ-Label wird schrittweise auslaufen. Bis mindestens 2022 können Unternehmen aber weiterhin Verpackungsfreigaben für das UTZ-Siegel anfragen – und wir werden auch weiterhin Unterstützung für UTZ-zertifizierte Marken und Produkte anbieten.
Ausführliche Antworten zum Zusammenschluss von der Rainforest Alliance und UTZ finden Verbraucher wie Unternehmen auch HIER. Auf dieser Seite gehen wir ausführlich auf alle aufkommenden Fragen rund um den Zusammenschluss, die neue Zertifizierung und die Auswirkungen auf Unternehmen und Produzenten ein.
Wie geht die Rainforest Alliance mit Kritik in den Medien um?
Kritische Berichterstattungen oder Kritik sind für uns wichtig – in unseren Augen werden dadurch mögliche Probleme adressiert: nämlich die Herausforderungen, die es entlang der gesamten Lieferkette bei der Beschaffung von nachhaltigeren Rohstoffen gibt – und die wir mit unserer Arbeit bekämpfen wollen. Da wir kritische Berichterstattung als Chance sehen, um unsere Arbeit noch zielgerichteter und besser zu machen, informieren wir immer die betreffenden Ansprechpartner und Verantwortlichen, auch vor Ort. Diese prüfen, welche geeigneten Maßnahmen sie ergreifen können, um die Situation vor Ort zu verbessern.
Transparenz steht für uns dabei immer im Vordergrund. Das gilt sowohl für alle Akteure entlang der Lieferkette als auch für den Umgang mit Medien. Durch eine enge Zusammenarbeit und einen offenen Austausch wollen wir Vertrauen schaffen für unsere Arbeit, sowohl in den Anbauländern als auch auf internationaler Ebene.
Was sind die größten Herausforderungen und Ziele der Rainforest Alliance in den nächsten fünf Jahren?
Unsere ursprüngliche Mission seit der Gründung der Rainforest Alliance im Jahre 1987 war es, AnbauerInnen und ForstwirtInnen mit Unternehmen zu vernetzen, die ihre Rohstoffe nachhaltig beziehen wollen. Ebenso wollten wir dafür sorgen, dass KonsumentInnen ihren Konsum überdenken und bewusste Kaufentscheidungen treffen können. Doch die Sektoren und Anbauregionen, in denen wir tätig sind, haben sich seitdem grundlegend verändert. Nach jahrzehntelanger Zusammenarbeit mit unseren Partnern und den daraus resultierenden Erfahrungen haben wir uns entschlossen, unseren Zertifizierungsstandard neu zu überdenken und an den aktuellen (Markt-)Herausforderungen anzupassen.
Über diesen neuen Ansatz wollen wir Veränderungen über die gesamte Lieferkette hinweg vorantreiben – auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene sowie im Rahmen des Umweltschutzes. Unser neuer Ansatz baut auf vier marktorientierten Interventionsbereichen auf, die sich gegenseitig verstärken: Die Neukonzipierung von Zertifizierung, Landschaften und Lebensbedingungen, maßgeschneiderte Lieferketten-Lösungen und Aufklärungsarbeit.
Wir verstehen den Begriff Nachhaltigkeit heute als Weg oder Prozess, sich kontinuierlich zu verbessern. Um aber einen sinnvollen, nachhaltigen Wandel zu erreichen, müssen wir alle Beteiligten bei jedem Schritt des Prozesses mit Rat und Tat unterstützen. Nachhaltige Anbau- und Landwirtschafts-Praktiken einzuführen, ist ein guter Ausgangspunkt, geht uns aber nicht weit genug. Im Rahmen des Klimawandels muss auch vor allem die unkontrollierte Abholzung gestoppt werden, mit dem Ziel, die geschädigten Landschaften wieder aufzuforsten. Ebenso ist es für uns ein weiterer wichtiger Meilenstein, existenzsichernde Löhne und Einkommen zu erreichen und soziale Armut zu bekämpfen. Warum dies wichtig ist, hat auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung treffend zusammengefasst, mit dem wir zusammenarbeiten. Aus diesem Grund stärken wir nicht nur die FarmerInnen darin, gute Anbaupraktiken zu verfolgen und die Umwelt zu schonen, sondern arbeiten mit Produzenten und Akteuren entlang der gesamten Lieferkette zusammen. Ziel ist es, an einer gerechteren Verteilung entlang der Wertschöpfungskette zu arbeiten und uns dafür einzusetzen, dass die Position von FarmerInnen gegenüber den weiteren Teilnehmern der Lieferkette (Zwischenhändler, Exporteure, Weiterverarbeiter etc.) gestärkt wird.