Das kleinste Nutztier: die Honigbiene

Das Paradies wird beschrieben als ein Land, in dem Milch und Honig fließen, in der griechischen Mythologie verdanken die Götter der Honigbiene ihre Unsterblichkeit und auch der nordische Gott Odin soll Weisheit und Kraft aus Honig geschöpft haben.

Honig begleitet uns seit Menschengedenken. Steinzeitliche Höhlenmalereien zeigen Honigsammler und beweisen, dass der Mensch das Nahrungsmittel bereits seit mindestens 9.000 Jahren kennt. Kein Wunder, denn in keinem anderen Lebensmittel fanden unsere Vorfahren so viel leckeren und (über-)lebensnotwendigen Zucker wie im Honig. Außerdem gab und gibt es Bienen fast überall auf der Welt und das in verschiedensten Größen und Formen – von Perdita minima, einer nur knapp zwei Millimeter kleinen Solitärbienenart aus dem Südwesten der USA, bis hin zu der fast vier Zentimeter großen Wallace Riesenbiene (Megachile pluto), die in Indonesien heimisch ist und eine Flügelspannweite von mehr als sechs Zentimetern erreicht. Ebenso unterschiedlich ist ihre Lebensweise – so besitzen einige tropische Bienenarten keinen Stachel, sondern setzen sich mit Bissen oder ätzenden Flüssigkeiten zur Wehr.

Honigjagd vor 8.000 Jahren
Vor etwa 8.000 Jahren malte jemand dieses Bild in eine Höhle, in die Cuevas de la Araña, im heutigen Spanien. Es zeigt eine Person – nicht zu erkennen ob Mann oder Frau, die gerade auf einen Baum klettert, um Honig zu erbeuten. Die eine Hand steckt schon in der Bienenhöhle, während die andere ein Sammelgefäß hält. Dies ist eine der frühesten bekannten Darstellungen einer Ernte von Produkten der Honigbiene wie Honig und Bienenwachs. Die Datierung dieser auch als „Honigjäger“ bekannten Felszeichnung ist in der Fachliteratur umstritten. Die Angaben schwanken zwischen 10.000 und 6.000 vor unserer Zeitrechnung. Bild: Abgezeichnet und online gestellt von Achillea/Wikipedia

Kleopatras Geheimtipp: die Honigbiene

Auch die Honigproduktion ist nicht jeder Biene Sache. So halten sich beispielsweise Wildbienen damit vornehm zurück. Dennoch verbinden wir Menschen – spätestens seit Biene Maja – als erstes Honig mit Bienen. Die Deutschen lieben ihren Honig: 1,1 Kilogramm Honig versüßen ihnen durchschnittlich pro Kopf und Zunge das Jahr. Damit liegen sie an der Spitze des weltweiten Verbrauchs. Insgesamt werden in Deutschland rund 90.750 Tonnen Honig pro Jahr konsumiert. Die bundesweit etwa 870.000 Bienenvölker (Quelle: Deutscher Imkerbund, Stand 2018) können bei einer Erntemenge von 20 bis 30 Kilogramm Honig je Bienenvolk den Bedarf der heimischen Verbraucher aber nur zu etwa einem Fünftel abdecken.

Rund 80 Prozent des in Deutschland gekauften Honigsstammt daher aus Importen aus der Europäischen Union und anderen Staaten. Honig landet nicht nur auf Butterbroten und in Tees. Schon Kleopatra nutzte ihn als Badezusatz im Milchbad und bis heute vertrauen Frauen wie Männer auf seine wohltuenden Substanzen: In Körperpflegemitteln ist Honig ein beliebter Inhaltsstoff. Er hat einen schwachsauren, dem der Haut sehr ähnlichen pH-Wert. So greift Kosmetik, die Honig enthält, den Säureschutzmantel der Haut nicht an und verhindert nicht nur den Feuchtigkeitsverlust, sondern spendet der Haut sogar dank des hohen Trauben- und Fruchtzuckeranteils natürliche Feuchtigkeit. Er ist also nicht nur im (Milch-)Badewasser Balsam für die Haut, sondern kann überall – auch bei spröden Lippen und Händen – schnell Abhilfe schaffen. Doch Honig kann noch viel mehr.

 

Honigbiene: Unsere kleinsten Mitarbeiterinnen: die fleißigen Bienchen in den ForestFinance-Wäldern. Foto: ForestFinance
Unsere kleinsten Mitarbeiterinnen: die fleißigen Bienchen in den ForestFinance-Wäldern. Foto: ForestFinance

 

Honig, ein natürliches Antiseptikum

Schon der Koran beschreibt die Heilwirkung des Honigs und auch Hippokrates von Kos wusste um seine besonderen Kräfte und schwor auf das Allheilmittel in Form von fiebersenkenden Honigsalben und Honigwassern, die athletische Leistungen bei den Olympischen Spielen verbessern sollte. Moderne Mediziner wissen heute, dass er nicht ganz falsch lag: Speziell gereinigter medizinischer Honig findet bereits seit 2006 erfolgreich als Mittel zur Wundheilung in der Bonner Universitäts-Kinderklinik Einsatz. Seine antibakterielle Wirkung hilft gegen Keime, die gegen Antibiotika längst resistent sind; abgestorbenes Gewebe wird schneller abgestoßen.

Die positiven Effekte werden nur zum Teil vom hohen Zuckergehalt hervorgerufen, der Bakterien abtötet, indem er ihnen das Wasser entzieht und sie so an der Vermehrung hindert. Die besonderen Inhaltstoffe des Honigs sind von den Bienen zugesetzte Enzyme, insbesondere die Glucose-Oxidase, die in der Wunde geringe Mengen Wasserstoffperoxid produziert und damit antibakteriell wirkt. Auch bei Erkältungen und Magen-Darm-Beschwerden kann ein Löffel Honig Wirkung zeigen – die berühmte heiße Milch mit Honig sollte allerdings eher lauwarm bleiben, da die wirksamen Enzyme bei über 40 Grad vernichtet werden.

 

Summende Kisten fürs Eigenheim: Urban Beekeeping

Um den hohen Honigbedarf zu decken, sind nach Angaben des Deutschen Imkerbundes fast 130.000 Imker mit insgesamt rund 870.000 Bienenvölkern in Deutschland aktiv. Ganze 99 Prozent davon betreiben das Metier als Hobby. Das reicht bei weitem nicht, die Nachfrage zu stillen – so wird 80 Prozent des Honigs aus dem Ausland importiert. Die hohe Zahl von Freizeitimkern zeigt allerdings auch, dass die Honigproduktion für den Eigenbedarf längst nicht mehr nur eingefleischten „Ökos“ vorbehalten ist.

Urban Beekeeping ist ein Trend, der bereits in Schulen und Kindergärten angekommen ist und dort den Jüngsten Naturschutz vermittelt. Die Bienen lassen sich mit relativ geringem Zeit- und Pflegeaufwand in einfachen Kisten halten, die sogar selbst gebaut werden können. Dafür gibt es im Internet viele Anleitungen und nützliche Tipps. Wir finden die auf Bienenkiste.de sehr hilfreich, weil sie hier auch viele andere nützliches und spannende Informationen rund um Bienen finden.

 

Zum Weiterlesen:

 

Bienchen schüttel dich, Bienchen rüttel dich

Für das flüssige Gold muss die Honigbiene kräftig schuften – der Begriff „fleißiges Bienchen“ kommt nicht von ungefähr. Für ein Glas mit 500 Gramm Honig muss eine Biene etwa 40.000 Mal ausfliegen, berichtet der Deutsche Imkerbund – dabei legt sie einen Weg von rund 120.000 Kilometern zurück – so viel wie drei Mal um die Erde!

Wo es die besten Blüten gibt, kann sie ihren Artgenossinnen anschließend per Tanzsprache mitteilen: verschiedene Ausdrucksformen des Schwänzel-, Schüttel-, Ring- und Zittertanzes beherrscht sie virtuos. Die dabei übermittelte Information enthält nicht nur die genaue Lage der Rohstoffquelle, sondern auch deren Ergiebigkeit und Qualität, die letztendlich unser Brötchen versüßt.

 

Quelle: www.deutscherimkerbund.de
Fakten rund um die Honigbiene – hätten Sie es gewusst? Quelle: www.deutscherimkerbund.de

Bienen haben’s nicht leicht

Leider erging es der Honigbiene in den letzten Jahren und Jahrzehnten gar nicht gut. Das Bienensterben wurde zu einem weltweiten Problem. Die Gründe für den Rückgang der Bienenzahlen sind vielfältig: ein zu geringes natürliches Nahrungsangebot, der Einsatz von Pestiziden, Krankheiten und Schädlingsbefall – allen voran die Varroa-Milbe. Entsprechende Pestizide stehen in Europa deshalb bereits auf der Verbotsliste – sehr zum Ärger der Chemiekonzerne, die versuchen, das Verbot rückgängig zu machen.

Dass dieses Problem in der Öffentlichkeit nicht präsenter ist, überrascht. Denn die Bienen sind für Natur und unsere Landwirtschaft ein zentraler Faktor. Die Bestäubungsleistung der Bienen ist für die Wirtschaft von enormer Bedeutung. Alleine in den USA sollen mit Hilfe der Bienen landwirtschaftliche Produkte im Wert von mehr als 15 Milliarden Dollar pro Jahr erzeugt werden, so das US-Präsidialamt unter Obama; weltweit wird die Wirtschaftsleistung der Bienen von der Universität Hohenheim sogar auf 70 Milliarden Dollar jährlich geschätzt. Umso dramatischer ist das Phänomen der „Colony Collapse Disorder“, wie das massive Bienensterben genannt wird, das vor allem um die Jahrtausendwende Nordamerika und Europa heimgesucht hat: Auf unerklärliche Weise verschwanden sämtliche erwachsene Arbeiterbienen aus ihren Stöcken.

 

Die Honigbiene und das Weiße Haus

Das Bienensterben ist von solcher Brisanz, dass es selbst das Weiße Haus beschäftigte: 2015 ordnete US-Präsident Barack Obama an, dass die Lebensbedingungen der Bienen und ihre Gesundheit durch eine landesweite Strategie zu verbessern seien. „Das Problem ist ernst und stellt eine bedeutende Herausforderung dar, die im Interesse der Nachhaltigkeit unserer Nahrungsmittelproduktion in Angriff genommen werden muss“. Das Bienensterben habe in den vergangenen Jahren in den USA eine wirtschaftlich bedenkliche Dimension erreicht. Natürlich hat der neue Präsident Trump diesen ökologisch sinnvollen Kurs unterbrochen: „Doch unter Donald Trump stehen die Zeichen für amerikanische Bienen und Imker schlecht. Sein Maulkorberlass für Umweltwissenschaftler in amerikanischen Behörden gilt auch für den Agrarsektor.“, schreibt Marzellus Boosim Blog Bienenseiten.

Wir von ForestFinance wollen den Bienen helfen. Wir stellen in unseren Projektländern seit 2014 Bienenkästen auf, schulen unsere Mitarbeiter*innen darin, sich um Bienen und Honig zu kümmern. Und das nicht nur, weil wir wissen, wie viel Gutes die Bienen in unseren Wäldern tun, welche wichtige Dienstleistung sie erbringen, sondern auch weil wir den Honig ernten. Verkauft wird dieser lediglich vor Ort, da für den Import in die EU und nach Deutschland noch viele bürokratische Hürden genommen werden müssen.

 

Diesen Beitrag haben wir 2014 in der Printausgabe unseres Kundenmagazins ForestFinest veröffentlicht und für den Blog aktualisiert.

3 Kommentare zu “Das kleinste Nutztier: die Honigbiene

  1. Mein Onkel hat sein eigenes Bienenhaus und ich wollte mehr darüber wissen. Vielen Dank für diesen Artikel zum Thema Bienen als das kleinste Nutztier. Interessant, gibt es für sie auch ein Tierarzt?

  2. Ich denke, dieser Artikel ist großartig geschrieben. Es gibt einen Punkt, zu dem ich etwas zu sagen habe, aber ich möchte keine Debatte anstoßen. Aber absolut großartig! Gr, TP

  3. Honig, ein Produkt, das bereits von prähistorischen Menschen verwendet wird, ist immer noch ein fantastisches Produkt, das uns von der Natur zur Verfügung gestellt wird. Ich bin ein Liebhaber von Bio-Honig und vermisse nie Honig zu Hause, eher im Winter mit Verstopfung.

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