Weltweit hat unsere Ernährung Auswirkungen auf die Umwelt: Was auf dem Teller landet, kostet nicht nur Geld, sondern auch Wasser, Bodenschätze, Energie. Unsere Ernährungsgewohnheiten verursachen außerdem beachtliche Emissionen von Treibhausgasen, denn die meisten Dinge, die wir tagtäglich zu uns nehmen, müssen angebaut, geerntet, transportiert, gelagert, verfüttert oder weiterverarbeitet werden, bevor sie in unseren Läden landen. Auch zuhause wird wieder gelagert, gekühlt und oft auch noch zubereitet.
Jede:r Deutsche verbraucht durchschnittlich 500 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr. Insgesamt trägt die Ernährung jährlich mit mehr als zwei Tonnen an klimarelevanten Emissionen pro Person zu den Treibhausgasemissionen allein durch privaten Konsum bei und liegt damit ungefähr in derselben Größenordnung wie Mobilität.
Wir haben deshalb sechs
Tipps für Sie gesammelt –
so dass Sie auch am Esstisch etwas für den Klimaschutz tun können.
1. Weniger Fleisch auf dem Teller
Der Klima-Killer Nr.1 auf unseren Tellern? Fleisch.
Der Verbrauch von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Wurst und Käse verursacht rund 70 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen – dies zeigt eine aktuelle Studie des WWF. Hier wurde der durchschnittliche Lebensmittelwarenkorb deutscher Bürger:innen zwischen 2015 und 2018 untersucht. Und schließlich wurden die Auswirkungen unserer Essgewohnheiten auf die Nutzung von Landflächen und das Klima bestimmt.
Die Produktion tierischer Lebensmittel wie Milch, Eier und vor allem Fleisch verbraucht ein Vielfaches an Energie im Vergleich zum Anbau von Obst, Gemüse und Getreide. Das Problem liegt vor allem in der Futtermittelproduktion – allein für Soja beanspruchen wir eine Fläche von 2,84 Millionen Hektar – davon werden gut 96 Prozent für die Produktion von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Milch verwendet.
Denn um das Optimum an Milch und Fleisch aus der Kuh herauszuholen, reichen Gras und Klee schon längst nicht mehr aus. Über 40 Prozent der globalen Getreideernten dienen heute als Futtermittel für Vieh. 250 Millionen Tonnen Ölschrote aus Sojabohnen kommen noch hinzu, denn Soja ist besonders eiweißhaltig, anspruchslos und vor allem billig. Für die riesigen Soja-Monokulturen müssen Regenwald und andere Ökosysteme weichen, mit ihnen die Artenvielfalt. Wir verlieren mit der Abholzung des Regenwaldes den wichtigsten CO2 -Speicher unseres Planeten; hinzu kommen das Gas Methan, das bei der Verdauung von Wiederkäuern entsteht, sowie Dickstoffoxid (N20) bei der Düngung, das 300-mal schädlicher auf das Klima wirkt als Kohlendioxid.
Die Kuh mal Kuh sein lassen: Vegetarier und Veganer haben eine deutliche bessere CO2-Bilanz als Fleischesser. Foto: Torsten Rempt /pixelio.de
2. Abfall vermeiden
Ein weiterer Punkt, den es an unserem Essverhalten zu ändern gilt, betrifft die essbaren Lebensmittel, die tagtäglich auf deutschen Müllkippen landen. Jährlich sind das in Deutschland über 12 Millionen Tonnen Lebensmittel. Ein Großteil der verpackten Lebensmittel landet sogar ungeöffnet in der Tonne! Lebensmittelabfälle belasten unser Klima vollkommen unnötig – vor allem wenn man bedenkt, dass diese Mengen zuvor auf etwa 2,4 Millionen Hektar Ackerland angebaut wurden und noch dazu Treibhausgasemissionen durch Düngung, Transport und Kühlung verursachen.
Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, nennen wir abgelaufen und werfen sie in den Müll – und das obwohl die meisten hiervon noch genießbar sind.
Etwa 75 Kilogramm werden pro Person und Jahr in den Privathaushalten in Deutschland weggeworfen.
Bewusst einkaufen, übrig gebliebenes Essen teilen oder spenden und so viel wie möglich der gekauften Lebensmittel verwenden und verbrauchen – das trägt dazu bei, den Müllberg zu verkleinern, der unser Klima belastet. Initiativen wie foodsharing.de oder der Lebensmittelretter-Supermarkt The Good Food helfen dabei, Lebensmittel zu retten und umzuverteilen, statt sinnlos wegzuwerfen und so wertvolle Ressourcen zu verschwenden.
Auch der Einzelne hat durch sein Verhalten Einfluss auf die Menge der Lebensmittel und des Verpackungsmülls, die täglich in der Tonne landen. Foto: Sandor Somkuti/pixelio.de
3. Regionale & saisonale Produkte kaufen
Erdbeeren aus Südafrika, Äpfel aus Neuseeland, Spargel von den griechischen Inseln – viele Lebensmittel kommen von weit her und sind zu jeder Jahreszeit erhältlich. Obst und Gemüse aus der Region hat da grundsätzlich eine positivere Klimabilanz, da die Transportwege erheblich kürzer sind als die von Lebensmitteln aus anderen Ländern und Übersee. Auch die Energie zur Kühlung und Lagerung kann mit regionalen Lebensmitteln eingespart werden. In trockenen Ländern wie Spanien, dem „europäischen Gemüsegarten“, löst der exzessive Gemüseanbau für die Nachbarländer außerdem eine bedrohliche Wasserknappheit aus.
Die Vorteile regionaler und saisonaler Lebensmittel liegen hingegen auf der Hand: Regional geerntete oder hergestellte Produkte kommen frisch auf den Tisch. Dass das Obst und Gemüse zum optimalen Reifezeitpunkt geerntet wird, macht sich nicht nur im Aroma bemerkbar, auch der Vitamin- und Mineralstoffgehalt ist oft höher als bei Gemüse, das schon lange unterwegs ist. Regionalität schafft außerdem Transparenz und Vertrauen – gerade im Zeitalter ständig neuer Lebensmittelskandale ist das wichtig. Initiativen wie die Marktschwärmer oder die RegioApp helfen dabei, den passenden Einkauf ganz in der Nähe erledigen.
4. Auf Bio-Siegel und Öko-Landbau achten
Bio-Produkte verursachen geringere Treibhausgasemissionen als vergleichbare konventionelle Produkte. Das zeigte unter anderem eine Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau in Österreich: Über 100 Lebensmittel wurden geprüft und bilanziert, unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette, vom Feld bis zum Supermarktregal. Das Ergebnis: Alle untersuchten Bio-Produkte verursachen pro Hektar, aber auch pro Kilogramm Lebensmittel geringere Treibhausgasemissionen als vergleichbare konventionelle Produkte.
Das liegt vor allem an der ressourcenschonenden Produktionsweise im Bio-Landbau. Hier wird beispielsweise auf Stickstoff-Mineraldünger verzichtet, der aufwendig aus Erdöl gewonnen wird. Bio-Bauern greifen auf Kompost und organische Düngemittel zurück. Bio-Ackerböden haben außerdem höhere Humusgehalte und binden dadurch wesentlich größere Mengen an CO2 als konventionell bewirtschaftete Äcker. Bei Futtermitteln verzichtet der Bio-Landbau außerdem auf Soja-Importe, die, wie oben bereits deutlich wurde, einen wesentlichen Anteil an der Abholzung der Regenwälder weltweit haben. Wer sich überfordert fühlt im Bio-Siegel- und Labeldschungel, der schaut am besten bei der Verbraucherinitiative von label-online.de vorbei!
Im Durchschnitt produzieren Öko-Landwirte 15 bis 20 Prozent weniger Treibhausgase. Foto: kasina /pixelio.de
5. Energie sparen
Die Verbrennung von fossilen Brennstoffen zur Gewinnung von Strom, Wärme oder für Mobilität verursacht nicht nur Treibhausgase wie CO2, sondern auch andere für Mensch und Umwelt schädliche Abgase oder Feinstaub. Elf Tonnen CO2 erzeugt jeder Bundesbürger im Durchschnitt pro Jahr, allein durch Strom- und Wärmeverbrauch. Achten Sie also beim Kauf von Kühlschränken und Küchengeräten deshalb stets auf die Effizienzklassen und verzichten Sie am Besten auf Küchengeräte der Klassen G bis B. In einem Berechnungsbeispiel des WWF wird deutlich: Wenn Sie Ihren alten Kühlschrank der Energieeffizienzklasse B durch ein Gerät der Klasse A+++ austauschen, sparen Sie pro Jahr 160 Kilogramm CO2 und 74 Euro ein. Energie sparen schont also nicht nur das Klima, sondern auch den Geldbeutel – natürlich nur dann, wenn ohnehin der Kauf eines neuen Gerätes ansteht. Aber auch Kleinigkeiten spielen in der Küche eine Rolle: Kochen nur mit Deckel oder im Schnellkochtopf, Wasser am besten gleich im Wasserkocher erhitzen und die Spülmaschine immer nur voll beladen laufen lassen. Weitere Energiespartipps fürs Klima finden Sie hier.
Auch wer Ökostrom bezieht, schützt das Klima effektiv. Foto: luise / pixelio.de
6. Die Mischung macht’s
Sie ahnen es schon: Alle unsere Klima-Tipps für einen erfolgreichen Wandel auf dem Teller bringen nur gemeinsam etwas. Wer täglich regionale Bio-Schnitzel futtert, oder nur Gemüse aus spanischem Ökolandbau kauft, hat für das Klima wenig getan. Das Stichwort heißt bewusst Konsumieren: Hin und wieder inne halten und sich bewusst für oder gegen den Kauf oder Konsum entscheiden.
Meist wird der gefürchtete Verzicht – ob nun auf Fleisch, Erdbeeren im November oder unnötig verpackte Süßigkeiten – ganz schnell begleitet von neuen, ungeahnten Möglichkeiten. So entdeckt man schnell neue Rezepte (zum Beispiel auf www.klima-teller.de oder auf www.klimatarier.de), regionale und alte Obst- und Gemüsesorten (hier liefert www.streuobstapfel.de eine tolle Übersicht zu alten, regionalen Apfelsorten in Deutschland) oder veranstaltet gesellige Dinner-Abende mit Gleichgesinnten (zum Beispiel beim Klimadinner für Schulen und Vereine oder bei issmituns.de – für jedermann).
Mehr zum Thema Klimaschutz und Ernährung finden Sie in der WWF-Studie, dem kulinarischen Kompass zum Thema „Klimaschutz, landwirtschaftliche Fläche und natürliche Lebensräume“.
Vielen Dank für den interessanten Beitrag zum klimafreundlichen Essen. Ich bemühe mich auch immer öfter, auf Bio-Siegel und Öko-Landbau zu achten, auch wegen der Gesundheit. Mir ist im letzten Urlaub angenehm aufgefallen, dass österreichische Lebensmittel, besonders Obst und Gemüse ziemlich regional sind.