Oasen: Umgekehrte Inseln in der Wüste

Paradiesische Inseln umgeben von Sand und Wüste, soweit das Auge reicht: Oasen sind Lebensretter, Handelsplätze und Sehnsuchtsorte in Literatur und Film. Paradiesisch sind sie auch in Wirklichkeit – aber auch bedroht. Anlässlich unseres neuen Bio-Projekts in Marokko,  Oase 2,  erzählen wir Ihnen heute Wissenswertes über Oasen, ihre Geschichte und ihre Zukunft – im Hinblick auf die Herausforderungen einer globalen, ökologischen Landwirtschaft.

Eine Flussoase in Ubari, Libyen
Eine Flussoase in Ubari, Libyen. Foto: pixabay

Oase: Das Paradies im Sand

„Oase“ – das klingt nach Erholung, nach Zuflucht und Paradies. Im Alltag sprechen wir von „Grünen Oasen“ oder „Oasen der Ruhe“, inmitten einer kargen oder hektischen Umgebung, einem Ort, der mit Ruhe und Rast in Verbindung gebracht wird und an dem etwas Besonderes gedeiht. Tatsächlich sind auch echte Oasen Inseln, inmitten einer Landschaft, die im Allgemeinen eher lebensfeindlich und unbewohnt ist: Von Afrika und Asien bis nach Südamerika und sogar in Australien liegen die grünen Inseln stets inmitten von Wüstenlandschaften. Oasen sind also quasi umgekehrte Inseln – nicht von Wasser umgeben, sondern durch Wasser entstanden.

Ohne Wasser kein Leben

Die künstlichen Felder der Kufra Oase
Die künstlichen Felder der Kufra Oase, Libyen. Foto: Wikipedia

Menschen Tiere und Pflanzen brauchen Wasser, um langfristig zu überleben. Die Art der Wasserquelle, die das überhaupt erst ermöglicht, bestimmt deshalb auch die Art der Oase: Flussoasen entspringen entlang von Wasserläufen, etwa entlang des Nils, oder des Wadi Ziz im marokkanischen Teil der Sahara. Die hier wachsende Oasengruppe Tafilalet gilt übrigens als eine der größten Oasen der Welt! Die Flussoasen des Nils hingegen boten bereits den alten Ägyptern und Sumerern schon vor Jahrtausenden fruchtbare Böden und erste Bewässerungswirtschaft.

Quellwasseroasen wiederum bedienen sich an versickertem Regenwasser, das in entfernten Gebirgen auf eine tiefe, wasserundurchlässige Schicht trifft und unterirdisch durch die Wüste weiterfließt, bis es an einer Quelle wieder austritt.

Bei Grundwasseroasen wird das Wasser mittels eines Brunnens oder einer Pumpe nach oben befördert. Unter den Sandmassen, tief im Gestein, schlummern nämlich gewaltige Wassermassen, die teilweise Jahrtausende alt sind. Überall auf der Welt wird nach diesem „fossilen Wasser“ gebohrt, um Landwirtschaft auch in der Wüste betreiben zu können – die Ressourcen sind jedoch endlich und die geringe Niederschlagsmenge füllt das Grundwasser oft nur geringfügig wieder auf. Großprojekte, wie etwa die Kufra-Oasen in Libyen haben den Grundwasserspiegel bedrohlich gesenkt. Und selbst wenn sich der Grundwasserspeicher wieder auffüllen sollte, so bleiben doch Versalzung und Versandung ein Problem in den stets expandierenden Grundwasseroasen weltweit.

 

Das blühende Leben: Handel und Macht

Nomaden und Hirten, wie die Berber oder Tuareg, füllten in Oasen schon vor Jahrhunderten ihre Nahrungs- und Wasservorräte wieder auf und tauschten mit den sesshaften Oasenbauern Waren. Aus diesem Grund sind Oasen, besonders in der Sahara, aber auch auf der ganzen Welt, zu wichtigen Stationen entlang von Handelsrouten geworden. Die Sahara ist die größte Wüste der Erde – etwa so groß wie die Vereinigten Staaten! – und obwohl es dort viele Oasen gibt, kann das Reisen zwischen ihnen Tage dauern. Man kann sich gut vorstellen: Nach tagelangen Märschen durch die einsame Wüstenlandschaft muss die lebhafte und grüne Insel für Fremde tatsächlich wie eine Fata Morgana gewirkt haben.

Oasen sind und waren auch immer strategisch wichtige Orte und Zentren politischer Macht. Denn wer in der Wüste über Wasser verfügte, verfügte über Leben und Tod. Kontrolle über eine Oase bedeutete auch, Kontrolle über den Handel entlang der Oasen, der für politische, wirtschaftliche und militärische Führer stets essentiell war und ist. Im Mittelalter blühte der Handel entlang der Oasen im Nahen Osten und Nordafrika, als islamische Händler begannen, Gewürze und andere Kostbarkeiten nach Europa zu bringen. Erst mit dem Aufkommen der Industrialisierung büßten die Karawanenrouten und Oasenstädte ihre große Bedeutung ein.

Eine kleine Karawane in Tunesien.
Eine kleine Karawane in Tunesien. Foto: pixabay

 

Bewässerungskanäle in Oasen
Ein Bewässerungskanal in einer Oase, Marokko. Foto: Johannes K Becker

Ernten auf mehreren Etagen

Ein wichtiger Teil der Oase ist die sogenannte Oasenwirtschaft. Bauern, die das fruchtbare Land mitten in der Wüste bestellen, arbeiten mit dem sogenannten Stockwerkbau, der die verschiedenen Ebenen natürlicher Vegetationsformen imitieren soll und in drei Etagen eingeteilt ist: Im untersten Stockwerk werden Futterpflanzen und Getreide angebaut, etwa Reis, Weizen oder Hirse. Etwas höher folgen niedrige Baumkulturen, wie zum Beispiel Feigen-, Granatäpfel-, oder Ölbäume und ein weiteres Stockwerk höher thront schützend das Symbol des Orients über den anderen Pflanzen: die Dattelpalme. Dabei wird das für die Kulturpflanzen benötigte Wasser häufig in offenen Kanälen nach einem festgelegten Schema in den Oasen verteilt.

Die Oasen der Zukunft – Gute Landwirtschaft für alle

Oasen unterliegen einem fortschreitenden Wandel: Während manche Oasenstädte durch Tourismus und neu entdeckte Grundwasserreservoirs boomen, geraten andere in Vergessenheit, da die Handelsrouten an Bedeutung verloren haben, an denen sie liegen. Fortschreitende Wüstenbildung und Klimawandel bedrohen zudem das Fortbestehen vieler grüner Inseln. Und auch in den aufstrebenden Oasen fehlt es oft noch an nachhaltigen Bewässerungsstrategien, die dem rapiden Wachstum der Oasen gerecht werden können. Eine nachhaltige Oasenwirtschaft, die eine Wasserversorgung langfristig garantieren kann, ist deshalb der Grundstein für das Fortbestehen moderner Oasen.

Aber auch global betrachtet, sind Oasen ein Zukunftsmodell. Derzeit leiden laut der Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO, 821 Millionen Menschen an Hunger. Als eine wichtige Maßnahme, diese Not zu beenden, fordert sie alle Länder auf, alte Obst- und Gemüsesorten, die heute nur noch wenig genutzt werden, wieder in ihre Nahrungsmittelsysteme zu integrieren. Sie will, dass sich Menschen wieder auf traditionelle einheimische Praktiken besinnen, wie beispielsweise die Oasenwirtschaft.

Die AutorInnen des Artikels: „5 Fakten über Datteln, die sie zu einem wichtigen Lebensmittel unserer Zukunft machen – Warum sich unsere Nahrungsmittelsysteme auf wenig genutztes Obst und Gemüse konzentrieren müssen“ warnen, dass wir gegenwärtig zu stark von einer sehr geringen Zahl von Pflanzenarten abhängig seien. So hätte die Menschheit im Laufe ihrer Geschichte etwa 6.000 Pflanzenarten für die Ernährung angebaut, heutzutage lieferten aber nur noch acht Nutzpflanzen mehr als 50 Prozent der täglichen Kalorien.

Zurück zu Vielfalt und Tradition

Die moderne Art der Landwirtschaft macht uns aber nicht nur abhängig von acht Pflanzenarten, was an sich schon furchterregend ist, sondern ist auch angesichts des Klimawandels brisant. Der belastet bereits heute die Nahrungsmittelproduktion erheblich und macht die Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung auf Basis von so wenigen Pflanzenarten, die kaum an die Regionen, in denen sie angebaut werden, angepasst sind, immer schwerer.

Die FAO wirbt für traditionelle Nutzpflanzen, wie sie auch in Oasen angepflanzt werden, weil sie sehr nahrhaft, an die lokalen Bedingungen angepasst und oft auch gegen Klimaschwankungen widerstandsfähig sind. Sie sind wichtig, um unsere Nahrungsmittelsysteme zu diversifizieren und die große Vielfalt an Nährstoffen zu liefern, die wir für ein gesundes Leben benötigen.

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ist Teil des Kommunikationsteams bei ForestFinance. Sie schreibt gerne über Nachhaltigkeitstrends, Tiere und Grünes im Netz.

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