Vielfalt statt Artensterben

Ein Hoch auf die Biodiversität, und alle, die sich für sie stark machen

Die Lage ist alarmierend: Rund eine Million Arten sind zur Zeit vom Aussterben bedroht. Laut dem Bericht des World Biodiversity Council IPBES zur globalen Lage der biologischen Vielfalt drohen viele Tier- und Pflanzenarten bereits „in den kommenden Jahrzehnten“ zu verschwinden. Das ist dramatisch. Was wird also getan, um das Artensterben zu verhindern? Außerdem erfahren Sie, warum uns bei ForestFinance das Thema Artenvielfalt wichtig ist und was wir dafür tun. #bloggenfürartenvielfalt

Übersicht

Farbenfrohe Vielfalt statt Artensterben: Diese Baumsamen stammen aus der ForestFinance-Baumschule in Panama.
Farbenfrohe Vielfalt statt Artensterben: Diese Baumsamen stammen aus der ForestFinance-Baumschule in Panama. Foto: ForestFinance

Artensterben und Artenvielfalt: die Hintergründe

Artensterben in Hochgeschwindigkeit

Verlust von Lebensräumen, Klimawandel, Luftverschmutzung – die Liste der Bedrohungen für die Arten auf unserem blauen Planeten ist lang. ArtenschützerInnen sprechen vom größten Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Langfristig betrachtet haben die Menschen im Anthropozän also eine „ähnlich verheerende“ Auswirkung auf die weltweite Artenvielfalt, wie der Einschlag eines kilometergroßen Meteoriten vor 65 Millionen Jahren.

Robert Watson, Chef der IPBES, macht im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP zwei wesentliche Faktoren für das rapide Artensterben und den Klimawandel verantwortlich: die wachsende Zahl der Menschen auf der Erde und ihre gleichermaßen wachsende Fähigkeit, zu konsumieren. 

Die Hauptverursacher für schädliche Veränderungen in Ökosystemen sind laut der Studie (in abnehmender Reihenfolge der Auswirkungen):

1. Änderungen der Landnutzung

2. Direkte Ausbeutung
von Organismen

3. Klimawandel

4. Verschmutzung

5. Invasive nicht
heimische Arten

Auch Prof. Dr. Michael Schrödl, Experte für Biodiversität an der Ludwig-Maximiliams-Universität München und Autor des Sachbuchs „Unsere Natur stirbt“, warnt bereits seit Jahren vor den dramatischen Auswirkungen und der Lage allein in Deutschland: Etwa 30 Prozent der rund 48.000 Tierarten in Deutschland werden bis 2050 wahrscheinlich ausgestorben sein.

Die Studie der Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) hat weltweit Aufsehen erregt. In den Medien ist die Rede von einer globalen „Artenkrise“, die dem Klimawandel in seiner Gefahr für das Überleben der Menschheit in nichts nachsteht. Gerade weil die aktuelle Veröffentlichung besonders präzise und nüchtern zu einem ausgewogenen Urteil kommen will, klingeln vielleicht endlich auch die Alarmglocken in Politik und Wirtschaft: Wenn es so weitergeht, sind nicht nur eine Million Arten und 99 Prozent der Korallenriffe verschwunden, die unsere Küsten schützen – allein der Rückgang der Bienenarten und anderer Bestäuberinsekten würde in kürzester Zeit Ernten im Wert von bis zu 577 Milliarden Dollar pro Jahr gefährden.

Das Problem ist nicht neu die jetzt dargelegten Ausmaße sprechen jedoch dafür, dass nun schnell gehandelt werden muss.

Was ist die IPBES?

Die IPBES („Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services“) ist eine Organisation der Vereinten Nationen. Sie berät die Politik aus wissenschaftlicher Perspektive zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt und verschiedener Ökosystemleistungen unseres Planeten. Dafür werden wissenschaftliche Daten geprüft, zusammengetragen und ausgewertet: Für die aktuelle Studie zum weltweiten Artensterben wurden etwa 15.000 Berichte aus mehreren hunderttausend wissenschaftlichen und politischen Publikationen systematisch ausgewählt, bewertet und verknüpft. Am Ende steht ein verständlich aufbereiteter Bericht, der der Politik verschiedene Handlungsoptionen und ihre möglichen Konsequenzen aufzeigen soll. So werden wissenschaftliche Erkenntnisse für die Politik besser nutzbar gemacht.

Die UN-IPBES-Studie, an der insgesamt 150 WissenschaftlerInnen  aus 50 verschiedenen Ländern arbeiteten, liefert eine solide Grundlage für politische Entscheidungen, auf der beinahe 200 Regierungen in den nächsten Jahren ein neues UN-Abkommen über den Erhalt der biologischen Vielfalt aushandeln werden. Im Oktober 2020 soll auf der UN-Biodiversity Conference in China eine Einigung verabschiedet werden. 

Im folgenden Video spricht IPBES Co-Vorsitzende Sandra Diaz über die Bedeutung der Studie:

Artenvielfalt und genetische Vielfalt

Der Begriff „Biodiversität“ wird oft mit „Artenvielfalt“ gleichgesetzt, also der Vielfalt verschiedenster Arten und Organismen in einem Lebensraum. Und wird die „Artenvielfalt“ bedroht, denken viele zunächst an niedliche Eisbärbabys oder den symbolträchtigen Panda, deren Lebensräume stetig schrumpfen. Das Problem ist allerdings viel komplexer und vor allem weitaus größer: Es betrifft neben der Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt auch die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Lebensräume.

Die drei Ebenen der Biodiversität:

1. Vielfalt der Ökosysteme (Lebensräume wie Wasser oder Regenwald )
2. Vielfalt der Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen)
3. Vielfalt der Gene (Rassen oder Sorten von wildlebenden und genutzten Arten)

Die Unterscheidung ist wichtig und spielt für das Überleben eine entscheidende Rolle, denn die genetischen Unterschiede innerhalb ein und derselben Art sind je nach Lebensraum oft groß. Und nicht nur das Aussterben von Säugetieren und Insekten sollte uns Sorgen machen. Das unterstreicht auch Thomas Borsch, Biologe und Direktor des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin der Freien Universität:

„Das große Pflanzensterben betrifft uns alle. Denn ohne pflanzliche Vielfalt gibt es kein Überleben! Pflanzen spielen eine besondere Rolle in Lebensräumen, denn sie produzieren die Biomasse, von der viele andere Organismen abhängen. Das gilt nicht nur für Insekten, sondern auch für unsere Spezies Mensch – Pflanzen sind die Grundlage unserer Ernährung, sie sind unersetzlich als Rohstoffe, in der Medizin und durch ihre Rolle im Naturhaushalt.“

Höchste Zeit also, uns um den Erhalt der Vielfalt auf allen Ebenen zu kümmern.

Schutz der Biodiversität: Was können wir tun?

Der internationale Tag der biologischen Vielfalt

Baumsamen in Herzform. vielfalt statt artensterben
Der Samen gehört zu der Regenwald-Schlingpflanze Entada gigas, die wegen der hübschen Samen auch Seeherz heißt und wahrlich Gigantisches leistet: Ihre Samenkapseln werden bis zu zwei Meter lang und die Samen darin bis zu sechs Zentimeter groß. (Foto: ForestFinance, Katrin Spanke)

Eine Bemühung, um das Problem im gesellschaftlichen Bewusstsein wach zu halten, ist der Internationale Tag der biologischen Vielfalt, der jährlich seit dem Jahr 2000 am 22. Mai gefeiert wird. Das Datum wurde ausgewählt, um an den 22. Mai 1992 zu erinnern, an dem in Nairobi Einigkeit über den Text des UN-Übereinkommens über biologische Vielfalt erzielt wurde. Dieses Übereinkommen wurde im Rahmen des Erdgipfels im Juni 1992 in Rio de Janeiro zur Zeichnung ausgelegt und ist heute mit über 190 Vertragsstaaten eines der erfolgreichsten Übereinkommen der Vereinten Nationen. Bis zum Jahr 2000 war übrigens der 29. Dezember der Tag der biologischen Vielfalt und ging zwischen Weihnachten und Neujahr in der öffentlichen Wahrnehmung ziemlich unter.

Die internationalen Gremien, Konferenzen und Anstrengungen

Seit der großen Umweltkonferenz in Rio 1992 gibt es das internationale Übereinkommen über die biologische Vielfalt namens Convention on Biological Diversity, kurz CBD. Das Übereinkommen hat drei primäre Ziele:

1. Die Erhaltung biologischer und genetischer Vielfalt, inklusive Artenvielfalt und Vielfalt der Lebensräume

2. Die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt

3. Die gerechte Aufteilung der aus der Nutzung genetischer Ressourcen gewonnenen Vorteile

Dafür wurde ein politisches Entscheidungsgremium, die Vertragsstaatenkonferenz der CBD, eingerichtet, die alle zwei Jahre stattfindet und über die Beschlussempfehlungen von Experten und Nebenräten der CBD berät und beschließt. So wurde beispielsweise bei der letzten Konferenz in Mexiko 2016 beschlossen, alle Vertragsparteien aufzufordern, ihre Bemühungen in der Umsetzung des strategischen Plans der CBD (2011-2020) zu beschleunigen. Das klingt für Laien nach sehr langsam mahlenden Mühlen und „stets bemüht“, aber die Politik von 190 Staaten in eine Richtung zu lenken, ist eben ein mühsames Geschäft und es ist beruhigend, dass es Institutionen gibt, die sich dafür einsetzen.

Biodiversität schaffen und schützen mit echter „green economy“ 

Während auf dem politischen Parkett Abkommen und Dekrete beraten und unterzeichnet werden, machen Investoren zusammen mit ForestFinance „einfach“ schon mal weiter und pflanzen oder schützen Wälder auf vier Kontinenten. Seit mehr als 20 Jahren forstet ForestFinance im Auftrag seiner Kunden brachliegende Flächen und ehemaliges Weideland mit standortgerechtem, überwiegend einheimischem Mischwald auf und trägt damit direkt zum Schutz der Artenvielfalt bei. Unser Wiederaufforstungsmodell hat sich in Panama bewährt und seit einigen Jahren ebenfalls in Kolumbien, Peru und Vietnam. Mit dem Waldfriedhof Rest in Trees in Deutschland und dem SchutzWald in Panama hat ForestFinance zudem zwei reine Waldschutzprojekte ganz ohne Holzproduktion initiiert.

Insgesamt hat ForestFinance weltweit bereits mehr als 8.000 Hektar mit über zehn Millionen Bäumen aufgeforstet. Vor allem Feuchtgebiete und Grenzbereiche zu Flüssen werden konsequent geschützt, da sie Lebensraum unter anderem für zahlreiche Amphibienarten sind. Auch bereits bestehende Primärwald-Reste innerhalb der Fincas werden als Schutzfläche erhalten und sind somit vor menschlichen Zugriffen geschützt. Mehr übere unseren Einsatz für die Artenvielfalt lesen Sie im aktuellen Fortschrittsbericht zur Biodiversität.

Dieses Faultier begutachtet die Ernte auf unserer ForestFinance-Kakaofinca in Panama. In allen Wäldern und Forsten von ForestFinance leben zahlreiche Tiere und Pflanzen, die andernorts selten geworden sind. (Foto: ForestFinance, Augustin Fromageot)

Unsere politische Arbeit in Lateinamerika – zusammen für mehr Vielfalt

Zusammen mit der Rainforest Alliance, Aliarse, CATIE, Chiquita Brands, RUTA, REWE, GIZ, Corporación Bananera Nacional, Universidad para la Cooperación International und weiteren Organisationen hat ForestFinance die Biodiversity Partnership Mesoamerica (BPM) gegründet. Ziel der Vereinigung ist es, Biodiversitätsprojekte in Mittelamerika zu fördern. Die Mitglieder der Biodiversity Partnership Mesoamerica unterstützen Projekte in der Region – sowohl technisch als auch finanziell – und bieten allen engagierten Institutionen aus Wirtschaft, Forschung und Umweltschutz eine Plattform, auf der sie sich vernetzen können. So sollen jährlich mindestens drei Projekte – insbesondere aus den Bereichen Agroforst und Klimaschutz – starten, aber auch solche, die Schutzwälder schaffen und somit Artenschutz wie Biodiversität dienen.

Unser Engagement für ein nachhaltiges Wirtschaften findet in Lateinamerika viel Beachtung. So fand Ende 2016 eine Delegationsreise der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der BPM auf den ForestFinance-Flächen in Chiriqui und auf der Kakao-Finca in Bocas del Toro statt. Die Exkursion war ein Angebot der BPM an ihre Mitglieder und Interessenten, zahlreiche Unternehmer und Praktiker mit Erfahrung in den Bereichen Land- und Waldbewirtschaftung, Monitoring und Ökotourismus nahmen sie an. Sie zeigten sich beeindruckt, wie mit einer ökologischen und sozialen Wirtschaftsweise Gewinne erzielt werden können.

Delegierte der Deutschen Geselleschaft für Internationale Entwicklungd (GIZ) und der Biodiversity Partnership Mesoamerica (BPM) besichtigen ForestFinance-Projektflächen in Panama.

Engagement für die Vielfalt

Sie können mit uns Wald machen und den Lebensraum von Tieren und Pflanzen in Lateinamerika und mit Rest in Trees auch in Deutschland schützen oder sogar neuen erschaffen. Aber es zählen auch die vielen kleinen Schritte im Alltag: So kann jeder von uns beim Einkaufen auf Bio-Lebensmittel achten oder beim Möbelkauf die Zertifizierung des Holzes ebenso wichtig nehmen wie das Design. Auch Gärten, Balkone und Fensterbänke lassen sich insektenfreundlich gestalten.

betreut seit 2008 das Kundenmagazin ForestFinest und sämtliche Printprodukte als Redakteurin und Autorin. Sie schreibt am liebsten über nachhaltig Gutes, das sich für Mensch und Umwelt rechnet.

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